Rezension

Verschüttet!

Mich wundert, daß ich so fröhlich bin - Johannes Mario Simmel

Mich wundert, daß ich so fröhlich bin
von Johannes Mario Simmel

Bewertet mit 5 Sternen

Sieben Menschen suchen im Keller eines alten Wohnhauses Schutz, als am 21. März 1945 ein amerikanisches Bombengeschwader einen Angriff auf Wien fliegt. Sie kennen sich nicht, sind zufällig zusammen gekommen - eine alte Bewohnerin des Hauses, ein Priester, eine junge Schauspielerin, ein desertierter Soldat, eine schwangere Mutter mit ihrem 5jährigen Mädchen und ein Ingenieur – und hoffen, bald wieder ihres Weges gehen zu können. Doch ein Bombentreffer vereitelt ihre Pläne. Das Haus über ihnen stürzt zusammen und die Sieben sind im Keller unter Bergen von Trümmern verschüttet. Ihre Lage scheint hoffnungslos …

Johannes Mario Simmel (1924 – 2009) war ein österreichischer Schriftsteller, der meiner Meinung nach zu Unrecht etwas in Vergessenheit geraten ist. Er schrieb im Laufe seines Lebens zahlreiche Romane, von denen einige verfilmt wurden, und erhielt mehrere Ehrungen und Auszeichnungen, u. A. 2004 das „Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ und 2005 das „Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“. Simmel war dreimal verheiratet und lebte zuletzt in der Schweiz, wo er am 1. Januar 2009 in Luzern starb.  

„Mich wundert, daß ich so fröhlich bin“ ist der erste Roman des Autors, der 1949 in Wien erschien und seinen Ruhm als einer der überzeugendsten deutschsprachigen Erzähler begründete. Die Geschichte spielt in der letzten Phase des II. Weltkriegs und berichtet, wie sieben Verschüttete in schier auswegloser Lage zu sich selbst finden, wie sie entweder über sich hinaus wachsen oder im Angesicht des nahenden Todes verzweifeln. Der Leser wird Zeuge menschlicher Tragödien und fanatischen Irrglaubens, aber auch selbstlosen Handelns und leidenschaftlicher Liebe. Da Simmel über eine sehr gute Menschenkenntnis verfügte, erhalten wir tiefen Einblick in das Seelenleben der Protagonisten und erleben hautnah, wozu Menschen in Stunden der Bedrohung fähig sind.  

Neben der Sinnlosigkeit von Kriegen bringt uns dieses Buch auch den Menschen nahe, die diese schreckliche Zeit erleben mussten, und die heute unser Verständnis und unsere Hochachtung verdienen. Traumatisiert und gezeichnet vom Krieg und seinen Strapazen haben sie seinerzeit unser zerstörtes Land wieder aufgebaut, um uns Kindern und Enkeln wieder eine lebenswerte Umwelt zu bieten – das sollten wir nicht vergessen!

Fazit: Trotz der heute etwas antiquierten Schreibweise kann ich dieses Buch uneingeschränkt empfehlen.