Rezension

Vertrauen

Trust -

Trust
von Hernan Diaz

Bewertet mit 4 Sternen

In den 1920er Jahren ist Benjamin Rask wohl einer der gewieftesten Finanzmagnaten in New York. Doch sein Leben wird erst ganz als er seine Frau Helen kennenlernt. Dass diese ihren geliebten Vater an eine geistige Erkrankung verloren hat, wirkt fast wie ein grausames Omen. Dennoch sind die Eheleute in der ersten Zeit glücklich. Mit seinen genialen Händchen schafft es Rask sogar dem Börsencrash des Jahres 1929 zu entgehen und aus einer Situation, die wohl viele in den Ruin getrieben hat, noch Gewinn zu schlagen. Doch nicht immer ist alles so wie es scheint.

 

Aus vier Perspektiven wird die Geschichte eines genialen Finanziers erzählt. Auf den ersten Blick scheint es sich um sehr unterschiedliche Geschichten zu handeln. Erst beim Lesen begreift man, dass es doch um das gleiche Thema geht. Ein Mensch hat so viel Vorausschau, dass er dem großen Crash zuvorkommt. Doch nicht umsonst werden unterschiedliche Sichtweisen gewählt, um die Story zu erzählen. Nach und nach ergeben sich immer mehr Feinheiten, die die Geschichte in einem völlig anderen Licht dastehen lassen.

 

Trust lässt sich soweit bekannt unter anderen mit Finanztrust, Investmentgesellschaft oder auch mit Vertrauen übersetzen. Wie der Roman zu seinem deutschen Titel „Treue“ gekommen ist, erschließt sich nicht so ganz. Zumindest in der englischsprachigen Ausgabe wird Treue nicht in nennenswerten Umfang erwähnt, wenn überhaupt.

 

Der Autor hat mit seinem Roman den Pulitzer Preis 2023 gewonnen und manchmal stechen Preisbücher wirklich hervor und manchmal sind sie einfach nur schwierig zu lesen. Und so war man vielleicht etwas skeptisch. Als sich nun jedoch die Gelegenheit ergab, das Buch im Original zerwerfen, war die Neugier doch vorhanden. Und siehe da, das Buch sticht durchaus heraus. Zum einen ist da die Form der unterschiedlichen Perspektiven und zum anderen der Inhalt an sich. Dieser handelt von einem Finanzmagnaten und seiner Frau und wie die berufliche Tätigkeit und die Ehe sich aus verschiedenen Blickwinkeln darstellt. Da wird aus einer konventionellen Geschichte eine erstaunliche. Um Sympathie geht es allerdings weniger, was vielleicht etwas fehlt. Dies tritt aber hinter den Entdeckungen, die das Buch bietet, zurück.