Rezension

Vicky Baum - eine autobiografische Geschichte

Vor Frauen wird gewarnt -

Vor Frauen wird gewarnt
von Heidi Rehn

Bewertet mit 5 Sternen

Vor Frauen wird gewarnt ist der neue Roman von Heidi Rehn, der jetzt im August 2021 im Knaur Verlag erschienen ist. Ich muss leider gestehen, dass ich zwar Heidi Rehn vom Namen her kannte, aber bis dato noch keins ihrer Bücher gelesen habe. Keine Ahnung warum? Bei diesem Roman wurde mir die Entscheidung quasi abgenommen, denn zum einem spielt er in Berlin und zum anderen wollte ich unbedingt mehr über die Schriftstellerin Vicky Baum erfahren. Zu dem muss ich auch gestehen, dass ich biografische Romane liebe und somit fing ich an, auf den Spuren der Vicky Baum zu wandern.

Auf Anhieb gefiel mir der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin und während des Lesens merkte ich, wie er mich immer mehr in seinen Bann ziehen konnte und ich in die Geschichte um Vicky Baum ein- und abtauchte. Hier kann ich getrost behaupten: eine Frau geht ihren Weg! Eigentlich war die 1888 geborene Hedwig Lert „Vicky Baum“ ausgebildete Harfenistin und liebte das Schreiben. In Mannheim, wo sie mit ihrem Mann und den beiden Söhnen lebte, sah sie kaum eine Chance Schriftstellerin zu werden und so entschloss sie sich, allein nach Berlin zu gehen. Ihr Weg führte sie zu dem Ullstein Verlag, wo sie zunächst als Redakteurin arbeitete. Nebenbei schrieb sie noch an einem Manuskript namens Feme, dass als kleine Auflage erschien. Für Vicky war dies schon ein kleiner Meilenstein. Das war aber nur der Anfang: dieser Roman wurde auch noch verfilmt und auch da klingelten die Kinokassen. Ein paar Monate später gelang Vicky der große Coup. Für ihren Roman "Stud. chem. Helene Willfüer" handelte sie einen einem Exklusivvertrag bei Ullstein aus, denn sie kurz darauf unterzeichnete. Von da an war der kometenhafte Aufstieg von Vicky Baum als höchstbezahlte Romanautorin nicht mehr aufzuhalten. Romane, Filme und sogar ein Theaterstück folgten. Aber nicht nur der berufliche Werdegang wurde brillant aufgezeichnet. Nein, auch der private und in dieser Zeit war es absolut ungewöhnlich, getrennt von der Familie zu sein, um Karriere machen. Vicky Baum hat es dennoch getan und ihr Plan ist aufgegangen. Sie ist eine beeindruckende, ehrgeizige und willensstarke Persönlichkeit! Der einzigartige Werdegang wird von der ausdrucksstarken Kulisse perfekt untermalt. Dank Heidi Rehn durfte ich ein Berlin um 1926 kennenlernen. Schade nur, dass nichts mehr von dieser glamourösen Zeit übriggeblieben ist. Wo sich früher das Nachtleben in div. Etablissements und Bars abspielte, findet man heute Wohnhäuser o.ä. Da dieser Roman die Zeit von 1926-1932 behandelt, darf der politische Umbruch nicht fehlen. Jüdische Menschen wurden von der braunen Gesinnung angepöbelt und ihre Geschäfte in Brand gesetzt. Zum Glück hat Vicky und ihre Familie rechtzeitig das Land verlassen. Je länger ich in die Geschichte abtauchte, desto mehr merkte ich, wie fasziniert Heidi Rehn von dieser Schriftstellerin war bzw. immer noch ist und dass dies eine Herzensangelegenheit war. Nur zu gut kann ich mir vorstellen, wie die Autorin in akribischer und detaillierter Kleinstarbeit sämtliche Fakten und Information über Vicky Baum zusammengetragen hat um daraus diesen beeindruckenden autobiografischen Roman zu schreiben. Wer noch einige Eckdaten zu den im Roman vorkommenden Personen nachlesen möchte, kann dies am Ende des Buches tun, denn dort gibt es ein ausführliches Namensregister mit den wichtigsten Fakten. In den Nachbemerkungen erhält der Leser noch einen kleinen Einblick in die Arbeiten zu diesem Roman und diesen fand ich sehr informativ und zugleich spannend.

 

Es gibt nur wenige Bücher, die mich so beeindruckt zurückließen, wie dieser hier. Vicky Baum, war eine sehr starke Persönlichkeit, in deren Leben man unbedingt eintauchen sollte. Von mir gibt es für dieses Meisterwerk 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung obendrauf!!!

Anm: Dies war bestimmt nicht mein letztes Buch von Heidi Rehn!