Rezension

Viel Atmosphäre, wenig Spannung

Im Morgengrauen - Tom Bouman

Im Morgengrauen
von Tom Bouman

Bewertet mit 3 Sternen

Eine vermisste Person ist immer guter Stoff für einen Krimi – so auch in diesem Krimi von Tom Bouman. Nach „Auf der Jagd“ lässt der amerikanische Schriftsteller seine Figur Henry Farrell in einem neuen Fall ermitteln: Die drogenabhängige Penny Pellings, die mit ihrem Freund Kevin O’Keeffe in einem Wohnwagen hauste, wird vermisst. Kevin gibt zu, einen Mann erschossen zu haben, kann sich aber sonst an nichts mehr erinnern. Henry will keine voreiligen Schlüsse ziehen und beleuchtet gründlich das gesamte Umfeld der vermissten Person.

Während er Pennys Bekannte und Verwandte nacheinander abklappert, erfahren wir nicht nur ihre Vorgeschichte, sondern auch viele Details über die Lebensbedingungen der Menschen nd Missstände. Die Region ist stark gebeutelt durch Heroinhandel, ungelöste Mordfälle und den industriellen Niedergang.

Schon in seinem letzten Buch fiel mir auf, dass sich Boumans Geschichten von typischen Krimis stark unterscheidet – und das nicht nur, weil Officer Henry als einziger in seiner Dienststelle alles selbst machen muss. Man merkt auch, wie sehr dem Autor die Umgebung vertraut ist. Immer wieder nimmt er sich Zeit, die Landschaft, Tier- und Pflanzenarten detailliert zu beschreiben und erweckt die tiefen Wälder von Wild Thyme zum Leben. Darunter leidet jedoch die Dramaturgie und Spannung. Das Tempo war mir zu gemächlich, die Ermittlungsfortschritte zu langsam. Immerhin hatte ich so die Gelegenheit, völlig in den Schauplatz einzutauchen und mich an Boumans stilistischem Können zu erfreuen.