Rezension

Viel versprechneder Anfang, doch überstützter Abschluss

Suleika öffnet die Augen - Gusel Jachina

Suleika öffnet die Augen
von Gusel Jachina

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wenn der Roman nach etwa die Hälfte zu Ende wäre, gäbe es von mir nur Lobeshymnen. [:D] Doch leider war es nicht so. Ich habe mit großer Begeisterung die erste Hälfte des Romans gelesen. Geschichte einer armen Bäuerin, die mit 13 Jahren mit einem 30 Jahre älteren Mann verheiratet wurde, von gewaltiger Kraft. Bildreich und emotional. [:applause:] Ich litt mit Suleika und saugte jedes Wort der Geschichte ein. [:thumleft:]

Doch dann kam die Entkulakisierung und Kulakendeportation, unter die auch Suleika geriet. Die Reise wurde dermaßen detailreich beschrieben, dass es mir schon zu viel wurde. Weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen. Vor allem, da die Autorin in diesem Abschnitt des Romans die Charaktere nicht ausreichend ausgearbeitet hat, die kamen stellenweise zu kurz.

Das letzte Drittel ist auch nicht so gut gelungen, wie es könnte. Gusel Jachina hat die Entwicklung dermaßen gestrafft, dass es zwischen den wichtigen Handlungspunkten große Zeitsprünge gab. Suleikas Kind wurde in ein paar Kapiteln erwachsen, die Personen wurden mit einem Mal alt. Das flog nur so dahin, ohne die Entwicklungen tiefer zu betrachten.

Einige Geschehnisse oder Charaktere glitten an mir vorbei, ohne mich zu berühren, während den anderen wiederum die Aufmerksamkeit geschenkt worden ist.

Was ich unbedingt loben möchte, ist die Sprache der Gusel Jachina. Sie konnte die Natur, die Kälte, die Reise und andere Ereignisse sehr eindrucksvoll schildern, sodass man ein gutes Bild vor Augen hatte.

Meine Begeisterung für dieses Buch gilt nur für die erste Hälfte. Ich finde, dass die Autorin das hohe Niveau nicht bis zu Ende durchhalten konnte. Dennoch absolut lesenswerter und empfehlenswerter Roman. [:D]