Rezension

Viel vom südfranzösischen Flair, zum Schluss weniger glaubhaft.

Tödlicher Lavendel - Remy Eyssen

Tödlicher Lavendel
von Remy Eyssen

Den Teil 1 „Tödlicher Lavendel“ habe ich quasi als Vorbereitung zum Teil 2 „Schwarzer Lavendel“ (15.04.16) gelesen, und muss sagen: die ersten 70% fand ich unterhaltsam und gut, manchmal gar witzig, bei den letzten 30% hatte ich meine Mühe, den Krimi doch noch zu Ende zu bringen.

Den Teil 1 „Tödlicher Lavendel“ habe ich quasi als Vorbereitung zum Teil 2 „Schwarzer Lavendel“ (15.04.16)  gelesen, und muss sagen: die ersten 70% fand ich unterhaltsam und gut, manchmal gar witzig, bei den letzten 30% hatte ich meine Mühe, den Krimi doch noch zu Ende zu bringen.

Leon Ritter, der passionierte Gerichtsmediziner im besten Alter, ging nach Südfrankreich, um über den Verlust seiner Frau hinwegzukommen. Französisch kann er, da er zweisprachig aufgewachsen war. Er wohnt bei der Polizistin Isabelle Morell, die ihr eigenes Haus in Le Lavandou und eine 15-Jährige Tochter hat, die ihr gelegentlich auf die Nerven fällt.

In der Umgebung von Le Lavandou passieren seltsame Dinge: blonde Mädchen werden verschleppt, umgebracht und in abgelegenen Orten, den alten Opferstätten, abgelegt. Leon Ritter wird bald ein mehr oder weniger offizieller Teil des Ermittlungsteams.

Leons Figur fand ich gut: Er ist integer, sympathisch und sehr empathisch, den Lebenden und den Toten gegenüber. Er schaut gerne hinter die Kulissen und lauscht den Geschichten, die die anderen erst gar nicht mitbekommen. Ein netter Kerl, dessen Abenteuer in Südfrankereich, u.a. die Gespräche mit dem alten Kriegsveteranen, die zu Anfang und auch später hin und wieder auftauchen, schlicht Spaß gemacht haben. Auch sein Boule-Spiel mit den Einheimischen konnte er nach so vielen Jahren mit Bravour meistern. Leon, der Könner, eignet sich als Hauptfigur sehr gut.

Isabell war mir etwas zu blass. Ihre Tochter aber mit den typischen Teenager-Allüren war recht überzeugend.

Einige weitere Nebenfiguren wie die alte Veronique, der einsame Millionär, einige Schlägertypen, der ehem. Mann von Isabell, etc. konnten mich auch durchaus überzeugen, und mit ihren Geschichten und Motiven gut unterhalten.

Die Idee fand ich ganz gut. Die Ausführung größtenteils auch, denn man fühlt sich nach Südfrankreich versetzt und sieht, mit welchen Problemen die Menschen dort konfrontiert werden: die Hitze, Wassermangel, die gefährlichen Waldbrände, die übrigens sehr schön, ja fast poetisch beschrieben worden sind. Hin und wieder gibt es auch bei anderen Themen bildhafte, poetische Beschreibungen. Dies fand ich aber gut, keineswegs störend. Passte zum Urlaubsfeeling. Auch gutes Essen, ein Glas Rosé bei der Hitze fehlten da kaum.

Was ich weniger gut fand, war u.a. die Sprache. Etliche der Wortwiederholungen, die „umwerfenden“ Verbenreihen wie in etwa: „war-war-war-stand-lag“, hätte ich dort lieber nicht angetroffen. Manche Ausdrücke hätte man besser ausarbeiten können. Auch die öfteren Perspektivwechsel warfen  mich hin und wieder aus dem Lesefluss.

Bei den letzten 30% der Geschichte stellten sich bei mir etliche, u.a. massive, Glaubwürdigkeitsfragen. Die Figuren agierten plötzlich eher dümmlich, also ob sie gar nicht sehen wollten, was Sache war. Die Polizisten sowieso, Isabell war leider auch nicht besser. Ihre ganze Professionalität war  im Nu dahin. Aber auch Leon hat mich schon sehr überrascht. Dass er angeblich nicht dahinter kam, wer für die Morde verantwortlich war, das konnte ich nicht abnehmen. Plötzlich stellen sich alle (!) die falschen Fragen und verfolgen die falschen Fährten. Vermutlich, weil der Autor es nicht besser wusste und noch eine Runde mit der Überraschung zum Schluss drehen wollte. Überzeugen konnte mich der Schluss leider nicht. So eine Person käme grundsätzlich durchaus als Serienmörder infrage, aber die Auflösung, die Herleitung, die hätte geschickter, glaubhafter ausgearbeitet sein müssen.

Nichtsdestotrotz freue ich mich auf den zweiten Teil der Reihe mit Leon Ritter in Südfrankreich. Ich bin gespannt, wie dieser Fall wird.