Rezension

Vingt mille lieues sous les mers – Ein wunderbarer Klassikern zum Schmökern

20.000 Meilen unter dem Meer - Jules Verne

20.000 Meilen unter dem Meer
von Jules Verne

Bewertet mit 5 Sternen

Der französische Professor Pierre Aronnax ist ein Naturforscher und Wissenschaftler durch und durch. Als ein gefährliches Seeungeheuer überall auf der Welt Schlagzeilen macht, lässt er es sich nicht nehmen, an einer Expedition teilzunehmen, die das Ungeheuer finden soll. Dabei geraten er und sein nüchterner Diener Conseil, sowie der aufbrausende kanadische Harpunier Ned Land unfreiwillig in Seenot und werden ausgerechnet von dem Ungeheuer gerettet, welches sie zu jagen versucht haben: Das Unterseeboot des geheimnisvollen Kapitäns Nemo - die Nautilus. Aronnax, Conseil und Ned begeben sich mit dem Kapitän auf fantastische Abenteuer durch das Meer und legen dabei 20.000 Meilen zurück.

Der Roman ist wie ein Erlebnisbericht aufgebaut und aus der Ich-Perspektive von Professor Aronnax erzählt. Der Schreibstil ist für einen Klassiker leicht und gut zu lesen (ich lese diesen Roman zum ersten Mal und kann leider nicht beurteilen, ob es sich bei dieser Ausgabe um eine schlechtere oder gekürzte Übersetzung handelt) enthielt stellenweise auch sarkastischen Humor. Viele Dialoge zwischen Conseil und Aronnax sind sehr amüsant und auch als Ned in einem Boot sitzt um auf eine kleine Insel zu gelangen - fluchend und verzehrend nach Fleisch (er hatte wochenlang Fisch auf den Teller) - musste ich schallend lachen.

"Fleisch!", rief er immer wieder. "Wir werden wieder Fleisch essen, richtiges Wildbret!... Notfalls esse ich auch Tigerfleisch, Tigerlendenbraten, falls es auf dieser Insel keinen anderen Vierfüßler geben sollte."
"Freund Ned macht mir Angst", sagte Conseil."

Das Zusammenspiel zwischen Aronnax, seinem Diener Conseil und den temperamentvollen Ned hat mir sehr gefallen. Die drei werden schnell ein Team und ihre Freundschaft wuchs mir ans Herz. Generell waren mir diese drei Charaktere sehr sympathisch. Es handelt sich bei "20.000 Meilen unter dem Meer" um einen Abenteuerroman, der sich definitiv durch Erklärungen auch stellenweise hinzieht, jedoch mit seinem Ideenreichtum und vor allem durch Nemo und Nautilus überzeugen kann.

Nemo, der der Menschheit den Rücken gekehrt hat, ist als Schöpfer der Nautilus nicht nur ein überaus intelligenter Kapitän, sondern auch ein sehr zurückgezogener und dadurch geheimnisvoller Mensch. Er stattet sein Schiff mit unzähligen Büchern, Maschinerien und Kostbarkeiten aus, lässt sich tagelang nicht blicken und versinkt im Orgelspiel. Insgesamt überzeugte mich dieser Klassiker vor allem durch die Figur Nemo.

"Aus dem Salon hörte ich Akkorde klingen und trat ein. Kapitän Nemo saß über die Orgel gebeugt und war tief in seine Musik versunken. "Herr Kapitän", sagte ich. Er hörte mich nicht. "Herr Kapitän", wiederholte ich und berührte mit der Hand leicht seinen Arm."

"Seine Finger glitten nun wieder über die Tasten und ich bemerkte, dass er nur die schwarzen anschlug… Bald hatte er meine Anwesenheit vergessen und versank in seinen Träumen, die ich nicht länger zu stören wagte."

"Immer wieder dasselbe Misstrauen, dieser willende, unversöhnliche Hass auf die menschliche Gesellschaft."

"Ich wendete mich um. Kapitän Nemo, ein Richter ohne Erbarmen, ein schrecklicher Henker, ein Erzengel des Hasses, starrte unverwandt hinaus…"

Dieser Klassiker aus den Jahren 1869-1870 besitzt eine Fantasie, die bis heute Leser erreichen kann und eine unsterbliche, faszinierende Figur namens Nemo (lat. niemand). Aber auch hier gilt die Devise: Durchhalten, es lohnt sich.

"Es gibt eine bald 2.000 Jahre alte Frage, die im Buch Hiob geschrieben steht: Wer hat je die Tiefen des Abgrundes zu erforschen vermocht? Ich meine, es gibt zwei Menschen auf der Welt, die jetzt die Antwort auf diese Frage geben können: Kapitän Nemo und ich."