Rezension

Vom Fußpilz bis zum Trüffel

Verwobenes Leben -

Verwobenes Leben
von Merlin Sheldrake

Bewertet mit 5 Sternen

...von der Zersetzung bis zur Schaffung von Edlem, vom Krankmachenden bis zum Lebensnotwendigen, alles ist Pilz!

Das Buch gibt Einblicke in die absolut faszinierende Welt der Pilze, deren wissenschaftliche Erkundung eine junge Disziplin ist, aber deren Hilfestellung wir uns schon ein paar tausend Jahre bedienen. Brot und Alkohol sind nur zwei Beispiele dafür.
In meiner Schulzeit galten die Pilze noch als Pflanzen, merkwürdige zwar, machten sie doch keine Fotosynthese, aber sie fraßen sich schließlich auf Verottendem satt und lebten größtenteils auch bei den Pflanzen. Ja und schließlich waren die Fruchtkörper der Pilze für eine Schwammerlsoße unerlässlich und wurden auch geerntet, wie anderes Gemüse.
Dieses "Milchmädchenwissen" hat Merlin Sheldrake gründlich erschüttert. Pilze are erverywhere, alles ist Mushroom! Und so wie ich hier die Sprachen ineinander verflochten habe, machen es nämlich die Pilze auch (nur ungefähr mit hunderten von Sprachen). In 8 Kapiteln vermittelt uns Sheldrake die Welt der Pilze, die nicht nur "Weltuntergänge" überdauerten, sondern sich als unverzichtbares Bindeglied für das Leben an Land erwiesen und sich seitdem auf vielfältigste Weise in dieses mischten.
Von Geister-, Zombie- und Zauberpilzen ist die Rede, von Pilzen die Verkehrsprobleme lösen, Materialien für den Hausbau ergeben, oder unsere Giftmüllprobleme lösen könnten.
Das Buch hat mich informiert und hoffnungsfroh für unsere Zukunft gestimmt, es hat mir kalte Schauer über den Rücken gejagt, mich neugierig gemacht und mich sogar dazu gebracht die winzigen Fußnoten am Ende des Buches genau zu lesen. Es lässt mich Pläne für einen "besseren" Garten schmieden und meine Umwelt neu überdenken (betrifft nicht nur meine Topfblumen, die so ganz auf ein Netzwerk verzichten müssen).

Aber Sheldrake schafft mit diesem Buch mehr. Es veranschaulicht die engen Grenzen, in denen wir denken und handeln. Wir Menschen wollen alles zuordnen und abgrenzen. Mit dem Vorbild der Pilze können wir uns vielleicht aus diesem Gefängnis befreien und anstatt zu anthromorphisieren, können wir ja mykomorphisieren... einen Versuch wäre es wert. Aber lest erst einmal das Buch, es lohnt sich!