Rezension

Vom WWarum zum Wozu

Mein Gott, warum? -

Mein Gott, warum?
von Heiko Bauder

Bewertet mit 5 Sternen

„...Doch anstatt den Ladehebel des Gewehres so weit aufzuziehen, um im Lauf des Gewehres nachsehen zu können, ob sich dort eine Patrone befand, zog ich den Hebel durch, entsicherte und drückte ab. Ein laut gellender Schuss löste sich und ich war völlig perplex, dass tatsächlich Munition in der Waffe war...“

 

Es ist am Ende des Manövers, als Heiko eine Waffe findet. Er nimmt sie an sich. Dann passiert ein fataler Fehler. Der Schuss tötet seinen Kameraden, der sich über ihm im Fahrzeug befand. Er wusste nichts davon. Bei der in der Waffe verwendeten Munition hatte der keine Chance.

Der Autor hat eine bewegende Biografie geschrieben. Ausgangspunkt ist das Geschehen bei der Bundeswehr. Es wird sein Leben prägen. Jahrelang steht eine Frage im Vordergrund: Warum?

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er wirkt über weite Strecken sachlich. Genau das ist dem Thema angemessen.

Sofort nach dem Ereignis kümmert sich ein katholischer Pfarrer um Heiko. Er hört zu, schirmt ihn ab und gibt ihn die Luft zum Atmen, die er jetzt braucht. Behutsam leitet er ihn durch die kommenden Wochen, ohne ihn etwa zu dominieren. Es wird nur angedeutet, dass dieser auch schon die Schattenseiten des Lebens kennengelernt hat.

Der Autor gibt einen kurzen Blick in seine Kindheit. Es sind sein liebevolles Elternhaus, die Zuneigung der Großeltern und die Erinnerungen an viele schöne Stunden, die ihm auch jetzt Halt geben.

Als Leser stellen sich mir nach dem Unfall eine Menge Fragen, die aber im Buch nicht beantwortet werden. Nur eine möchte ich erwähnen: Warum war das Gewehr mit solch todbringender Munition geladen?

Der Autor entscheidet sich, seine Zeit in der Bundeswehr zu Ende zu bringen. Er wird als Fahrer eingesetzt.

Im Buch geht es vor allem um zwei Dinge:

Wie hat das Geschehen sein Leben geprägt?

Wie wird man mit der Schuld fertig?

Die ersten Jahre funktionierte er. Im Beruf hat er Erfolg. Er macht eine Weiterbildung zum Ausbilder.

 

„...Ja, unsere Masken sind oft schon sehr perfekt. Aber eigentlich wünschen wir uns Freiheit davon und dass sich jemand die Mühe macht, dahinter zu schauen...“

 

Der Unfall hat sein Selbstbewusstsein beschädigt. Er hadert immer wieder mit sich. Trotzdem kann er erkennen, wann Gottes Hand über ihn gewacht hat. Das Leben scheint seinen normalen Gang zu gehen. Doch er hat sich auch einen Blick für andere bewahrt, denen es schlechter geht, Er heiratet, seine Frau bekommt drei Kinder. Natürlich ging auch in dieser Zeit nicht alles glatt. Noch ahnt er nicht, dass die Vergangenheit ihn einholen wird.

 

„...Alles perfekt, sollte man einen. Aber plötzlich spürte ich eine Leere in mir, die ich nicht erklären konnte. Etwas legte sich wie ein Schatten auf meine Seele...“

 

Eine ärztliche Behandlung hilft nur bedingt. Erst in einem christlichen Kurheim findet er Antworten auf seine Fragen und Ruhe in der Seele. Wie er selbst sagt, geht er den Weg von Warum zum Wozu. Er erhält neue Hoffnung und vermittelt diese auch dem Leser.

Wichtig fand ich dabei seine Erkenntnis, dass wir nicht Gott dienen müssen, sondern ihm dienen dürfen. Wir bleiben seine Kinder trotz oder gerade wegen unserer Schwächen.

Einige Fotos veranschaulichen das Geschehen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier erzählt jemand, der mehrmals durch die Tiefen des Lebens gegangen ist und doch die Hoffnung nicht verloren hat.