Rezension

Von A nach E

heimelig - Blanca Imboden

heimelig
von Blanca Imboden

Bewertet mit 4 Sternen

Die kurze Geschichte über Nelly hat mich angelacht - ich habe bereits einige Altersheimromane gelesen (zum Beispiel die schwedische dreiteilige Rotwein-für-drei-alte-Frauen-Serie von Minna Lindgren, die irisch-französische Version von Judy Leigh oder etwas weiter gespannt der deutsche Mauersegler von Christoph Poschenrieder) und war auf die Schweizer Variante gespannt.

Schnell war ich in der Geschichte drin und konnte die Abneigung gegen das Altersheimessen und gegen weitere dortige Gepflogenheiten, die leider Gottes oft real sind, absolut nachvollziehen.

Ich konnte Nellys Entschluss - nicht in Trudis Einlegerwohnung zu leben -  total verstehen, nicht aber, dass sie freiwillig ins Altersheim zieht. Für das Heim ist sie doch noch zu jung und vor allem zu zwäg beieinander. Aber ich verstehe, es brauchte dies für den Plot, zudem beruht die Hintergrundgeschichte auf Erlebnisse von Frau Imbodens Mutter.

Der Plot ist witzig, wie auch der Schreibstil von Bianca Imboden. All die Reisen und Begegnungen, die sie Nelly zukommen lässt, sind charmant und mit viel Humor wiedergegeben. Wer kann sich schon vorstellen, in zwanzig, dreissig oder vierzig Jahren auf einmal gerne und absolut freiwillig Putzlappen zusammen zu legen?

Trotz viel Amüsement gehen aber auch die lebenswichtigen, ernsten Fragen nicht vergessen: Liebe im Alter? Demenz? Sterbehilfe? Wie mit der unliebsamen Verwandtschaft umgehen?

Wie Nelly haben mir die Szenen beim Essen im Altersheim fast am Besten gefallen, natürlich mal abgesehen vom Ende des Romans. Ihre Gspännli wurden gut dargestellt, die Nörgeltante hatte ihre Auftritte genauso wie der durch Zeitungen und Radio bestens informierte Mann und und und...

Fazit: Eine heimelige und lässige kleine Tour de Suisse - lasst euch überraschen.  
4 Punkte.