Rezension

Von Anfang an ein spannender und in die traumhafte Atmosphäre der Karibik eingehüllter Roman, der durch den Eindruck von Piratenabenteuern und Dramatik fesselt.

Wind der Gezeiten - Elena Santiago

Wind der Gezeiten
von Elena Santiago

Wen die 500 Seiten zunächst abschrecken, sollte sich im Klaren sein, dass das Buch ab der ersten Seite fesselt und man es gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Blanvalet Verlag

Die Autorin
Elena Santiago ist das Pseudonym der bekannten deutschen Autorin Eva Völler. Sie war zunächst als Richterin tätig und später als Anwältin in ihrer eigenen Kanzlei.
Daneben hat sie immer Spaß am Schreiben gehabt und schließlich durch ihren Erfolg die Juristerei ganz an den Nagel gehängt. Wind der Gezeiten ist ihr zweiter Roman als Elena Santiago, nach Inseln im Wind (2012).
Elena Santiago lebt und arbeitet am Rande der Rhön in Hessen. 

Inhalt

Die schwangere Elizabeth, wohlerzogene Tochter eines englischen Hochadligen und Duncan Haynes, ein kampferprobter Freibeuter, wollen Barbados verlassen und zunächst in Elizabeths Heimat England zurückkehren, wo Elizabeths Kind das Licht der Welt erblicken soll. Anschließend wollen die beiden fern von Krieg und Sklavenhandel ein neues Zuhause in der Karibik finden. Doch bevor sie in See stechen können, schlägt das Schicksal zu: Ihr kleiner Sohn Jonathan erkrankt an einem lebensbedrohlichen Fieber, und Duncan droht nach einem Schauprozess die Todesstrafe, er wird am Abend der Abreise von dem schlüpfrigen Eugene Winston festgenommen, der ihm an den Kragen will und auch Ducans Schiff Elise wird beschlagnahmt. Doch Elizabeth ist schlau und hat die richtigen Beziehungen. Nur knapp gelingt es ihnen, an Bord der Elise zu fliehen.
Der zu Beginn ein wenig verwirrende Roman, da der Leser von Anfang an mit einer Menge Namen konfrontiert wird, entwickelt sich schnell zu einem spannenden Piratenabenteuer. Schnell wird klar, dass Elizabeth als starke und emanzipierte Frau die Hauptrolle in dieser verworrenen Geschichte spielt. Von Anfang an fühlt sich der Leser ihr vertraut. Auch ihr Umgang mit dem Hauspersonal und Sklaven, lässt sie sympathisch und einnehmend wirken. Allerdings scheint sie bei einigen Bewohnern von Barbados nicht besonders beliebt zu sein, was sich auch auf ihre Schönheit zurückführen lässt. Sie hat jedoch das nötige Kleingeld, um sich und ihrem Mann Duncan Hilfe zu verschaffen. Auch das Schicksal der jungen Haushälterin Deirdre und ihrem Geliebten Edmond geht einem von Beginn an nahe. So fern scheint die Zeit, in der alle Entscheidungen schwierig und die Landsleute von Korruption und Geldgier geprägt waren.
Elizabeth und Ducan schaffen es letztendlich von Barbados zu fliehen. Sie steuern Dominica an, eine grüne Insel in der Karibik. Doch auch dieses Paradies birgt ungeahnte und ähnliche Gefahren wie Barbados, aus denen schon bald eine tödliche Bedrohung für Duncan, Elizabeth und die Kinder erwächst.

Fazit
Von Anfang an ein spannender und in die traumhafte Atmosphäre der Karibik eingehüllter Roman, der durch den Eindruck von Piratenabenteuern und Dramatik fesselt. Elena Santiago versteht es ihren Lesern die malerischen Landschaften detailliert zu beschreiben und zum Träumen zu bringen.
Das Buch selbst besteht aus vier Teilen, die jeweils mit den einzelnen Abschnitten der Reise von Elizabeth und Ducan betitelt sind. Diese Abschnitte beinhalten meist einen kleinen Zeitsprung in den nächsten Lebensabschnitt der jungen Familie, denn oft ist schon einige Zeit nach der Ankunft vergangen.
Angenehm ist, dass alle Teilnehmer der verfahrenen Geschichte des Romans immer wieder aufgegriffen werden. So wird beispielsweise nicht nur das Weiterleben von Elizabeth auf Dominica und Guadeloupe verfolgt, sondern auch das ihrer Schwester Felicity und Anne, ihrer besten Freundin, auf dem Schiff, zusammen mit Ducan, und deren Ankunft in Europa. So hat der Leser immer das Gefühl überall dabei zu sein und nichts zu verpassen. Auffallend ist auch, dass viele Einzelschicksale beleuchtet werden, die im Buch keine nennenswerte Rolle spielen, wie beispielsweise das der jungen Prostituierten Claire.
Diese Episoden sind zwar durchgängig aus auktorialer Erzählperspektive, jedoch meist aus Sicht der jeweils handelnden Person geschrieben. Das hat wiederum zur Folge, dass der Leser einen umfassenden Blick auf die Geschehnisse hat. Jedoch ist es auch ein weiterer Spannungsfaktor, denn jedes Mal hat man das Gefühl, mehr zu wissen, als die jeweilige Person. Dies folgt auch aus den unterschiedlichen Zeitsprüngen, die in den Kapiteln zustande kommen. So liest beispielsweise William, ein guter Freund Elizabeths einen Brief seiner Schwester Anne, die zusammen mit Duncan und Felicity, nach England aufgebrochen ist, dass Duncan möglicherweise tot ist und er sich auf Dominica um Elizabeth kümmern soll. Infolge dessen ist Haynes jedoch längst genesen und Elizabeth von der Karibikinsel geflohen, sie hält sich zu diesem Zeitpunkt auf Guadeloupe auf. Da es keinen geregelten Schiffsverkehr gibt, kommen die Briefe oft verspätet an. Der Leser steht somit mitten im Geschehen und muss teilweise verzweifelt zusehen, wie das Schicksal seinen Lauf nimmt.
Schlichtweg ein packendes Buch mit jeder Menge Action und Abenteuer. Der Klappentext trifft meiner Ansicht nach nicht ganz den wahren Kern des Buches, sondern unterschätzt diesen. 

Wen die 500 Seiten zunächst abschrecken, sollte sich im Klaren sein, dass das Buch ab der ersten Seite fesselt und man es gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. 
 

Kommentare

Janine2610 kommentierte am 07. November 2014 um 19:43

Das klingt ja wunderbar: ein abenteuerlicher Roman, der zum Träumen bringt, nebenbei in einer wundervollen Kulisse spielt. Da bekomme ich richtig Lust auf das Buch! ;-)