Rezension

Von der Gefahr, für die Freiheit zu kämpfen

Permanent Record - Edward Snowden

Permanent Record
von Edward Snowden

Edward Snowden hat mit seiner Biografie "Permanent Record" ein gleichermaßen entschlossenes wie lesenswertes Plädoyer verfasst: für die Freiheit, aber auch gegen die staatliche Überwachung der Menschen und das massenhafte Sammeln von Überwachungsdaten.

Er war in den USA geraume Zeit Staatsfeind Nummer 1. Auch in Deutschland kennt beinahe jeder aus den Medien seinen Namen, relativ viele seine Geschichte. Doch deutlich weniger Menschen kennen Edward Snowdens eigene Version der Geschehnisse. Sein Buch „Permanent Record“ will und kann das ändern: Es erzählt, wie ein junger Mann zum Whistleblower wurde, den die einen für einen Helden halten, andere für einen hassenswerten Verräter.

 

Snowdens Buch ist vordergründig seine Biografie und eine Verteidigungsschrift. Sechs Jahre nachdem er die systematische Massenüberwa­chung durch NSA und Geheimdienste enthüllt hat, erzählt er detailliert, wie es dazu kam, dass er in Moskau Asyl suchen musste.

 

Der erste Teil des Buches beschreibt Snowdens familiäre Wurzeln und zeigt Generationen von Beamten und Geheimdienstleuten. Kein Wunder also, dass der gutgläubige Patriot und Computer-Nerd Edward seine Talente in den Dienst der CIA stellt. Dass die Arbeit weniger ehrenvoll (und spektakulär) ist als in vielen Agentenfilmen, erfährt er (und mit ihm der Leser) recht schnell.

 

Im zweiten Teil beginnen die Zweifel an seiner Arbeit und an der CIA. Snowden beginnt, gezielt Informationen zu sammeln – und entdeckt, wie deutlich sich die Wirklichkeit von der Version der US-Regierung unterscheidet. Eindringlich schildert Snowden, was dies für jeden einzelnen Menschen in den USA, aber auch weltweit bedeutet. Gleichzeitig werden erste Umrisse seiner Motive deutlich, die dazu führten, dass er zum Kämpfer für den Schutz der Privatsphäre und gegen Massenüberwachung wurde.

 

Snowden beschreibt die verschiedenen Überwachungsmethoden, gesteht auch, wie er daran (anfangs begeistert) mitgearbeitet hat. Und er macht plausibel und nachvollziehbar, warum ein System, das per Massenüberwachung hinter allen Menschen herschnüffelt, nichts anderes ist als eine enorme Gefahr für unsere Freiheit, unsere Demokratie und unsere Gesellschaft.

Schritt für Schritt wird deutlich, was sich im Kopf Snowdens verändert, was ihn dazu brachte, sein Handeln und das seines Arbeitgebers neu zu bewerten, sein erfolgreiches Leben aufzugeben und zum „Verräter“ auf der Flucht zu werden. Gerade das sind die Passagen, die Snowdens wichtiges Buch so überaus lesenswert machen.

 

Übrigens: Gerade eben hat US-Präsident Trump angekündigt, sich mit der Frage beschäftigen zu wollen, ob man jemanden wie Snowden begnadigen kann. Falls Sie sich ihr eigenes Urteil bilden wollen, lesen Sie Snowdens Buch. Doch seien Sie gewarnt: Sie werden mit Kopf, Herz und Bauch zu dem Urteil kommen, dass es gar keine andere Lösung geben darf. Snowden ist nichts anderes als ein Held. Kämpfer wie ihn brauchen wir viele. Übrigens auch, weil die Überwachung unserer Kommunikation eher zugenommen hat, und zwar von Unternehmen und Staaten.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 16. August 2020 um 15:08

Wenn ich an Eschbachs NSA denke - zwar ein schlechtes Buch, weil schlecht komponiert - aber die Gefahren sind real und werden deutlich