Rezension

Von der Renaissance ins Goldene Zeitalter ...

Die Tochter des Fechtmeisters - Sabine Weiß

Die Tochter des Fechtmeisters
von Sabine Weiß

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mit diesem historischen Roman ist der Autorin wahrlich ein Meisterwerk gelungen. Man weiß gar nicht, wo man beginnen soll. Sollte man die wunderbaren Beschreibungen der Städte Rostock, Frankfurt und vor allem Prag erwähnen? Sabine Weiß schildert diese so anschaulich, dass einen schon beim Lesen das Reisefieber packt. Ich stelle fest, dass es wirklich schon zu lange her ist, als ich zuletzt in Prag war. Oder aber sollte sich die Rezension um die Fechtkunst drehen, die en Detail bei Übungen und auch echten Kämpfen geschildert wird. Man meint direkt, man hört die Klingen an einander schlagen und das Publikum jubeln – „en garde“! Doch auch die Personen selbst verlangen viel Aufmerksamkeit. Mit Clarissa, Leander, Alexander, Fritjoff und Felicitas, um nur ein paar der „Guten“ zu nennen, schafft die Autorin eine sehr sympathische Atmosphäre, diese Personen wachsen einem direkt ans Herz. Umso grausamer und hinterhältiger lässt dies natürlich die „bösen“ Mitstreiter erscheinen. Sehr interessant ist auch die Geschichte um Kaiser Rudolf in Prag, der doch am Schluss ein trauriges Ende findet. Er erinnert fast ein wenig an den tragischen Märchenkönig Ludwig. So beschäftigt Rudolf z. B. in ganz Europa Agenten, die nach Objekten Ausschau halten. Alles, was schön und selten ist, will er haben. Der Kaiser wird zum mächtigsten Kunden eines neu entstehenden internationalen Kunstmarkts. Und mehr noch: Systematisch lockt Rudolf Koryphäen und Talente an seinen Hof, um sich gleich selbst zum Herrn über die Künste aufzuschwingen. Diese Aussagen alleine machen ihn in meinen Augen eigentlich nicht geschaffen für die Politik und Regierungsgeschäfte. Tja, so könnte ich weiter ausschweifen und würde immer noch nicht der tollen Recherche und Umsetzung dieser in der Geschichte gerecht werden. Der Schreibstil ist flüssig, wenn man auch manchmal mit den vielen Strängen etwas überfordert ist. Aber keine Sorge, diese fügen sich am Ende wie magisch zu einer tollen Geschichte zusammen, die mir sehr gut gefallen hat. Erste Gedanken an eine mögliche Fortsetzung regen sich … hier gibt es noch viel mehr Geschichte zu erzählen!