Rezension

Von Massentierhaltung und Mord

Mord im Schlachthof - Gudrun Gülden

Mord im Schlachthof
von Gudrun Gülden

Bewertet mit 4 Sternen

Eigentlich hat die 37-jährige Hauptkommissarin Petra Lohenkamp Urlaub, den sie mit ihrer Mutter und ihrem Sohn Kai fernab der Heimat zu verbringen gedenkt - eigentlich, denn in einer Abdeckerei wird eine Leiche gefunden. Zwar ist es nichts ungewöhnliches, Leichen in einer Abdeckerei zu finden, doch nennen diese sich gewöhnlich Kadaver und sind tierischen Ursprungs. Bei der gefundenen Leiche handelt es sich jedoch um eine menschliche, die eindeutig nicht eines natürlichen Todes gestorben ist. Laut ersten Ermittlungen wurde das männliche Opfer erstochen, gekocht und ist blau verfärbt. Nur widerwillig macht sich Petra Lohenkamp zusammen mit ihrem 31-jährigen Kollegen Daniel Kreuzer, der einen Doktortitel in Psychologie hat, an die Arbeit.

 

Relativ schnell können sie ermitteln, dass es sich bei dem Opfer um Kevin Bollenhauer handelt. Dieser ist bei der Polizei kein unbeschriebenes Blatt, wegen eines Überfalls auf eine Frau saß er auch schon ein. Interessanter ist für Petra jedoch, dass laut Aussage seiner Eltern, Yvonne und Hartmut, niemand einen Grund gehabt haben könnte, ihren Sohn umzubringen, Petra aber mehrere Personen ermitteln kann, die ein Motiv gehabt haben könnten, denn Bollenhauer Jr. war Inhaber eines Nachtclubs/Bordells, in dem minderjährige Rumäninnen zwangsprostituiert werden und Chef mehrer Kolonnen rumänischer Arbeiter, die im Schlachthof seines Vaters tätig waren. Diese sind erst kürzlich in Streik getreten, weil die Lohnzahlungen ausblieben.

 

Bei ihren Ermittlungen stöß Petra Lohenkamp jedoch auch auf Christian Liebermann, einen Angestellten des örtlichen Veterinäramtes. Dieser ist auf den ersten Blick für die Bauern der Umgebung ein sehr unangenehmer Geselle, da er strikt auf die Einhaltungen der Tierschutzgesetze besteht, sehr zum Leidwesen aller Beteiligten im Industriezweig "Massentierhaltung". Was Petra jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt, gerade dieser Christian Liebermann ist dabei, Dinge in Bewegung zu setzen, die noch weit mehr Menschenleben fordern könnten, als das bisher gefundene Mordopfer ...

 

 

Von Massentierhaltung und Mord! Der Plot des Buches wurde spannend und realistisch erarbeitet. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin großen Wert darauf gelegt hat, dem Leser deutlich vor Augen zu führen, was heutzutage in der "modernen Massentierhaltung" alles Gang und Gäbe ist. Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet, wobei hier besagter Christian Liebermann einen unheimlich nachhaltigen Eindruck auf mich hinterlassen hat, denn er steht zu dem, woran er glaubt und ist bereit, bis an die Grenzen des Möglichen zu gehen, um dafür einzutreten, was seiner Meinung nach richtig ist. Wenn es mehr Menschen wie ihn geben würde, wäre die Welt meiner Meinung nach ein besserer Ort. Den Schreibstil empfand ich als ausgesprochen bildhaft und spannend zu lesen. Auch wenn das Thema "Massentierhaltung" bei Leibe kein angenehmes oder in meinen Augen ein zu förderndes ist, muss ich gestehen, dass es mir im Kontext dieses Buches sehr gut gefallen hat.