Rezension

Voradventliche Einstimmung

Snowflakes and Heartbeats -

Snowflakes and Heartbeats
von Tonia Krüger

Bewertet mit 4 Sternen

Auch wenn mit Tonia Krüger, Leonie Lastella und Valentina Fast alle namentlich ein Begriff sind, habe ich bislang nur von Ersterer etwas gelesen und das war passenderweise auch ein Weihnachtsroman. Auch wenn ich eigentlich wahrlich noch nicht so recht in der Stimmung bin und mich eigentlich darauf freue, wenn es sich jetzt so langsam aufbaut, so konnte ich bei „Snowflakes & Heartbeats“ doch irgendwie nicht nein sagen, so dass es nun offiziell bei mir eine gewisse Stimmung einläutet.

Ich muss auch echt sagen, dass mir inhaltlich die Vorfreude auf die kommende Zeit nicht vermiest wurde, aber es war auch so, dass das Thema Weihnachten vor allem als Initialzündung genutzt wurde, um doch einige viel ernstere Themen anzusprechen. Dementsprechend hat es mir gut gefallen, dass es keine Weihnachts-Überdosis war, so dass die Lektüre im September vollkommen angemessen war. Ich lese eher selten Autoren-Kooperationen, aber ich habe von Anabelle Stehl und Nicole Böhm schon eine gemeinsame Reihe gelesen, bei der beide jeweils zwei Charaktere und ihre Perspektiven geschrieben haben. Hier gibt es nun drei Geschwister, drei Perspektiven, drei Autorinnen. Das klingt nach sinnvoller Aufteilung. Ich empfand es beim Hören auch keinesfalls so, dass je nach Perspektive ein Bruch festzustellen war. Es ging alles fließend ineinander über, was mir doch verrät, dass sich da drei mit einem offensichtlich sehr ähnlichen Still und Ansinnen gefunden haben.

Ich habe „Snowflakes & Heartbeats“ als Hörbuch gehabt und habe mich mit allen drei Stimmen, Nora Jokhosha, Eva Becker und Oliver Kube, gut arrangieren können. Bei den beiden Frauenstimmen war auf jeden Fall auch positiv, dass sie in der Stimmfarbe so unterschiedlich waren, dass ich auch ohne die jeweilige Angabe der Schwester sofort wusste, wer es jetzt ist. Auch auf charakterlicher Ebene passte es dann gut. Dieses Buch als Hörbuch ist damit auf jeden Fall zu empfehlen. Durch das Schicksal der drei Geschwister liegt auch etwas über der Geschichte, was ich als Ausgangspunkt echt gut fand. Denn es ist ein herber Rückschlag und wir erleben sehr deutlich drei verschiedene Arten und Weisen, mit Trauer umzugehen. Weihnachten ist dann tatsächlich eben das Familienfest, das viele mit speziellen Erinnerungen verbinden und was durchaus als Kind einen ganz anderen Zauber hat, dem man oft vergeblich nachjagt. Dementsprechend kann ich mir vorstellen, dass es im Trauerprozess noch mehr als Anker fungiert, zumindest für Nora, die die Familie zusammen haben möchte, damit alles exakt so wie früher ist, auch wenn zwei Menschen fehlen.

Es war gut, dass die Geschwister sehr unterschiedlich sind, aber man hat dennoch gemerkt, dass sie zusammengehören. Die Dynamiken untereinander fühlten sich nach Geschwistern an, aber man merkte auch in vielen Entscheidungen, dass sie dasselbe Wertesysteme haben. Das kenne ich exakt so von mir selbst zuhause, so dass ich es schön fand, das hier zu erleben. Dann haben wir noch drei weitere Figuren, die sich ebenfalls gut in die Geschichte eingefügt haben. Mit Sam haben wir jemanden, der eng mit den drei verbunden ist und zwei ganz Neue, die aber charakterlich sich auch weiter unterschieden haben. Dadurch waren auch die drei Liebesgeschichten jeweils sehr unterschiedlich. Auch wenn es quasi zwei „Liebe auf den ersten Blick“-Geschichten waren, aber dennoch waren Nora und Alexander sowie Owen und Liv von sehr unterschiedlichen Herausforderungen in ihrer Entwicklung geprägt. Hmm ja, eine Sache musste ich schon mit größerem Augenzwinkern sehen, denn drei Liebesgeschichten sind doch viel auf einmal. Da ist einiges doch schon schnell passiert, auch dass alle drei Paare dann unbedingt sexuell vorankommen mussten, was ich dann speziell bei Owen und Liv sehr seltsam fand, gerade wegen ihrer Persönlichkeit. Umgekehrt muss ich aber auch loben, dass ich nicht DAS Lieblingspaar hatte, was dafür spricht, dass sich alles in der Waage gehalten hat. Das mag auch sehr gut an den drei Autorinnen liegen, die jeweils in ihre Liebesgeschichte alles gesteckt haben, auch wenn es durch die Erzählart zu ihren sonstigen Einzelromanen wahrscheinlich etwas runtergebrochen ist.

Die Darstellung von Trauer hat mir durchgängig gut gefallen, speziell wie dann irgendwann es für alle richtig rausgebrochen ist. Ich fand auch die dazu passenden Verknüpfungen zu Weihnachten und was das Fest bedeuten kann, sehr angemessen. Denn man kann immer neue Traditionen schaffen, ohne die alten zu verraten. Und es kommt tatsächlich mehr auf ein Gefühl als auf eine To-Do-Liste an. Genauso war es aber auch überzeugend, dass alle Figuren noch ein Alter haben, in dem sie sich jeweils ausprobieren können. Da ging es weniger darum, alle Antworten für die Zukunft zu haben, sondern noch sich selbst finden und vielleicht auch im Moment zu leben. Deswegen war alles in allem doch sehr angemessen und hat mich mehrere Stunden lang echt schön begleitet.

Fazit: „Snowflakes & Heartbeats“ ist das erste Mal, dass ich drei Autorinnen zusammen erlebe. Mit den drei unterschiedlichen Hörbuchstimmen bin ich toll durch die Handlung geleitet worden. Ich habe eigentlich alles bekommen, was ich mir im Vorfeld vorgestellt habe. Drei Liebesgeschichten in einem engeren Korsett hat natürlich nicht den Tiefgang, wenn man ein Paar auf der Seitenzahl hat. So war manches über das Knie gebrochen, aber das findet man im Weihnachtskontext gar nicht so selten. Für mich stimmte der Anspruch der Handlung, das Gefühl und die Themen. Fast und Lastella sollten es damit definitiv auch mal auf meine Liste für ihre Einzelgeschichten schaffen.