Rezension

Vorhersehbar und langatmig

Windermere Grove - Gerda M. Neumann

Windermere Grove
von Gerda M. Neumann

Bewertet mit 2 Sternen

Die Frau des Arztes wurde an der Furt von Windermere Market ermordet. Ein Täter ist schnell gefasst: ein junger Mann, der aus Südafrika zu Besuch im Herrenhaus Windermere Grove weilt und direkt bei der Toten angetroffen wird. Er hat weder Motiv noch Alibi, und seine Anwältin glaubt an seine Unschuld. Deshalb bittet sie die Journalistin Olivia Lawrence, nach Windermere zu fahren und unauffällig ein paar Erkundigungen einzuziehen. Olivia stimmt zu und macht sich auf den Weg. Bereits kurz nach ihrer Ankunft begegnet sie den wichtigsten Leuten des kleinen Ortes und führt ebenso wichtige Gespräche, um sich ein Bild von der Situation verschaffen zu können. Dabei stellt sich heraus, dass ausgerechnet Afrika eine große Rolle in diesem Landstrich spielt, jede Menge ehemalig in Afrika Ansässige leben nun in unmittelbarer Nähe zueinander. Doch was hat die Herkunft des mutmaßlichen Täters mit dem Opfer zu tun? Olivia sinniert und fragt und fragt und sinniert.

Das Buch nimmt sich sehr viel Zeit für alles. Behäbig und betulich wird jeder einzelne Gedankengang verfolgt, Landschaften über Seiten beschrieben, Monologe geführt. Wenn es zu Dialogen kommt, ist man erstaunt über die Ausdrucksweise jeder einzelnen Person. Ob Olivia mit sich selbst, dem Arzt, einem Landwirt oder zwei kleinen Jungen redet: Alle sind hochintelligent, überaus gebildet und wählen und formen ihre Worte mit Bedacht und noch mehr Raffinesse. Zum Glück steht immer da, mit wem sich Olivia unterhält, sonst wüsste man nie, wer gerade der Sprecher ist. Unterscheiden lassen sich die einzelnen Personen nur an der Beschreibung. Überhaupt bleiben die Protagonisten blass und zweidimensional; dass man nicht näher an sie herankommt, ist der distanzierten Schreibweise geschuldet.

Das wäre für einen Krimi entschuldbar, meine ich, wenn der Plot unterhält und die Logik stimmt. Da hapert es hier leider ebenso. Ohne jede Beweislage wird ein des Mordes Verdächtiger monatelang festgehalten. Mörder und Motiv kristallisieren sich bereits auf den ersten hundert Seiten heraus und den Rest der Zeit verfolgt man Olivias Hin- und Herfahren und hofft einfach nur, dass es sich dabei um eine Ablenkung handelt, um den Leser auf eine falsche Fährte zu führen. Enttäuscht muss man dann feststellen, dass dem nicht so ist.

Fazit: Alles schon einmal dagewesen und besser dazu.