Rezension

Wahnsinnig tolles Buch!

Brombeerwinter - Sarah Jio

Brombeerwinter
von Sarah Jio

Bewertet mit 5 Sternen

Als die Journalistin Claire am 2. Mai 2010 morgens aufwacht, traut sie ihren Augen nicht. Ein Schneesturm hat Seattle fest im Griff. Sie bekommt von ihrem Chef den Auftrag, über diese Laune der Natur eine Reportage zu schreiben. Gelangweilt über dieses Thema macht sie sich widerwillig an die Arbeit. Sie recherchiert und bekommt heraus, daß vor etwa 80 Jahren schon einmal im Mai so ein Unwetter getobt hat und in diesen Tagen ein kleiner Junge verschwunden ist. Jetzt ist Claires Interesse geweckt und sie will wissen, was aus diesem Kind geworden ist. Da sie selbst erst vor kurzer Zeit ein Kind verloren hat, kann sie mit der Mutter fühlen. Bei ihren Nachforschungen muß sie feststellen, daß sich die Polizei nicht für den Fall interessiert hat. Es war ja "nur" das Kind einer armen, unverheirateten Frau, also nicht besonders wichtig. Claire ahnt, daß mehr dahinter steckt, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Sie ahnt nicht, wie nahe sie der Lösung des Falles ist und welche Geister der Vergangenheit sie weckt.

Das war ein tolles Buch! Die beiden Geschichten von Claire und Vera laufen nebeneinander und verbinden sich zum Schluß auf überraschende Weise. Veras Leben deckt gnadenlos auf, wie die Menschen in Amerika um 1930 ums Überleben kämpfen mußten. Sie hatten wieder die gleichen Verhältnisse, aus denen ihre Vorfahren aus Europa geflohen waren: Armut und Rechtlosigkeit! Einige reiche Familien beherrschten durch Korruption das Land und das Rechtssystem. Auch Claires Leben gibt die Verhältnisse in den USA von heute wieder. Soziale Kälte und eine nicht ausreichende Krankenversicherung treibt viele Menschen in die Armut. Einige reiche Familien regieren immer noch wie Monarchen.

Das Schicksal dieser beiden Frauen hat mich von Anfang an in den Bann gezogen. Ich habe beim Lesen die Welt um mich herum total vergessen. Kein Fernsehprogramm konnte so gut sein, daß ich bereit war, das Buch wegzulegen. Deshalb hatte ich es in Rekordzeit durch. Eigentlich schade!