Rezension

Wahre Kriminalfälle

Gelegenheit macht Mörder - Helga Schimmer

Gelegenheit macht Mörder
von Helga Schimmer

Bewertet mit 5 Sternen

September 1988: Eine stark verweste männliche Leiche wird an einem Ackerrand gefunden. Wochenlang tappen die Ermittler im Dunkeln, bis sich der entscheidende Hinweis aus der Obduktion ergibt. Im Darm des Mannes wird ein ca. ein Zentimeter großer Zettel mit den Buchstaben „SPOŁ“ gefunden. Ferner glückt Tatortbeamten die Abnahme zweier Fingerabdrücke von der hochgradig verfaulten Leiche. Ein Puzzle, das den Kriminalisten jedoch den Weg zur Lösung des Falls weist. Wann immer im Land ein Mord passiert oder das Ableben eines Menschen unerklärlich ist, rücken die Männer der Tatortgruppe aus, um jeden Winkel mit ihren Spezialgeräten auszuleuchten, Türen, Möbel und Lichtschalter mit Kohlestaub zu bepinseln, Fasern und Haare auf Klebebändern zu sichern. Die Kriminalbeamten verhören die Frau, die ihren Ehegatten erschossen, den Mann, der ein Kind erwürgt, die Mutter, die ihr Neugeborenes erstickt, den Sohn, der seine Eltern erstochen hat. Der Vernehmungsspezialist zeichnet sich durch eine besondere Merkfähigkeit und eine für „Normalbürger“ mitunter schwer nachvollziehbare Logik aus. Die ungewöhnlichen Fälle aus Deutschland und Österreich werden durch markante Dialog-Ausschnitte spannend erzählt und mit Originalfotos dokumentiert.

Helga Schimmer beweist mit diesem Buch, dass das Leben die spannendsten Geschichten schreibt. Packend rekonstruiert sie, wie Menschen zu Mördern wurden.
Umfangreiche Recherchen gingen dem Buch voraus, das merkt man bei der Lektüre eines jeden Falles. Kriminalistische Detailkenntnisse erster Güte werden lesende Hobbykriminalisten begeistern, denn das Buch ist stilistisch meisterhaft geschrieben.
Und so können die Leser nach der Lektüre beantworten, was die Autorin längst weiß: Warum begeistert sich ein Mann in Oberbayern so sehr für den hochgiftigen Eisenhut? Was hat ein anderer in seiner Tiefkühltruhe versteckt? Und wie wichtig wird ein kleines Brotzetterl für die Aufklärung eines brutalen Mordes?
Zwischen den Zeilen schimmert ab und zu Humor durch, er macht die teils unappetitlichen Mordfälle zu einem lesenswertem Mordsvergnügen.