Rezension

Warum ist der Weg zum Herzen Gottes so schmal?

Das Mädchen, das nicht verschwinden wollte -

Das Mädchen, das nicht verschwinden wollte
von Thomas Franke

Ein ganz wunderbares, spannendes und tiefgründiges Buch über die Kraft des kindlichen Glaubens. Absolut lesenswert!

"Weil er für Kinderfüße gemacht ist."

Nun, diese tiefe Weisheit interessiert Miriam überhaupt nicht. Miriam ist eine große Frau, die es versteht sich mit fast turmhohen High Heels sich noch größer zu machen und weiß, wie sie ihren hart erkämpften Erfolg gegenüber ihren männlichen Kollegen in einer angesagten Marketing-Agentur in Berlin zu verteidigen hat. Sie schont sich nicht, die Kisten in ihrer Wohnung sind seit zwei Jahren nicht ausgepackt und sie ist damit beschäftigt, das Bild und das Image einer toughen Karrierefrau, dass sie sich zugelegt hat, zu pflegen. Ihr Erfolg und ihr Ruf spricht sich rum und ihre Agentur holt sich einen riesigen Auftrag hinein.

Miriam ist stolz und ehrgeizig und macht sich sofort an die Arbeit, auch wenn dieser Auftrag doch einige Schattenseiten hat. Die Firma ihres Auftraggebers hat durch grobe Fahrlässigkeit einen verheerenden Fabrikbrand in einer Firma in Indien ausgelöst, bei dem viele Menschen gestorben sind. Das wäre für die Firma nicht so schlimm, waren ja nur Kinder, doch dummerweise gibt es auch einen investigativen schwerverletzten Journalisten, der die ganze Sauerei veröffentlichen könnte und das muss mit allen Mitteln verhindert werden. Für jemand wie Miriam wäre das eine einmalige Gelegenheit auf der Karriereleiter ganz nach oben zu kommen und sehr viel Geld zu verdienen.

Doch dann, ja dann passieren ganz merkwürdige Dinge. Sie bricht plötzlich zusammen und ganz alte Wunden aus ihrer Kindheit, die sie in einem strenggläubigen Elternhaus verlebt hat und dessen frommes und enges Weltbild sie doch längst abgestreift glaubte, tauchen wieder auf und rufen danach angeschaut zu werden. Miriam unterzieht sich einer ganz neuen Therapie, die verspricht, das nach ein bis zwei Sitzungen ihre traumatischen Erlebnisse in der Kindheit ab sofort Geschichte sind. Doch irgendetwas geht schief und Miriam sieht sich nach der Behandlung ihrem kindlichen Ich gegenüber, mit Namen Jonna und Jonna ist einfach Zucker, und sieht sich von nun an auf Schritt und Tritt begleitet.

Jonna erklärt Miriam die Welt, die Welt ihrer Kindheit und die Welt, die sich Miriam so mühevoll aufgebaut und konstruiert hat und die mit jedem Jonna-Gespräch mehr und mehr Risse bekommt. Miriam kann ihre harte Geschäftsfrauenmentalität kaum mehr aufrecht erhalten, denn als auch noch der verletzte und mittlerweile verfolgte Journalist Alex bei ihr auftaucht, den sie aus zugegebener weise niederträchtigen Gründen kontaktiert hat und der ihr auf ganz authentische und warmherzige Art und Weise einen Spiegel vorhält und von seinem Glauben erzählt, stellt Miriam ihr selbst aufgebautes Weltbild mehr und mehr in Frage und auch ihr Gewissen nicht länger ignorieren.....

Thomas Franke hat einen ganz wunderbaren und tiefgründigen Roman über die Kraft des kindlichen Glaubens und der Vergebung geschrieben, der so mitreißend spannend, humorvoll, eine tolle Sprache hat, die klar und auch sensibel sein kann, der mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Mir wurde als Leser aufgezeigt, wie wichtig es ist meine Brille abzusetzen und die Jesus-Brille aufzusetzen, dank Jonna, ich liebe sie, und wie stark und erfüllend ein kindlicher Glaube sein kann.

Absolut lesenswert!