Rezension

Was damals wirklich geschah

Kneipengrab - Christiane Wünsche

Kneipengrab
von Christiane Wünsche

Bewertet mit 4 Sternen

Ninas ganzes Leben wird von zwei furchtbaren Ereignissen aus ihrer Jugend überschattet. Ihr geliebter älterer Bruder Alex wird ermordet und ihre beste Freundin Silvia fällt kurz danach dem „Lolitamörder“ zum Opfer. Diese Verluste haben sie geprägt, auch wenn sie nach vielen Jahren ihren Frieden damit gemacht hat. Nun soll der Mörder des Bruders nach 35 Jahren Haft entlassen werden und die alten Verletzungen brechen wieder auf. Als die Stammkneipe der Jugendclique abgerissen wird, taucht auch Silvias Fahrrad auf und die damaligen Ermittlungen erscheinen plötzlich in einem anderen Licht.
Ich hatte mir aus der Beschreibung einen spannenden regionalen Krimi erwartet, aber der Roman nimmt eine ganz andere Wende. Es ist ein Psychogramm einer traumatisierten Frau, die sich der Wahrheit stellen muss und deren ganzes Weltbild erschüttert wird. Das wird durchaus spannend und nachvollziehbar erzählt, auch die Ausschnitte aus dem alten Tagebuch der Freundinnen Nina und Silvia tragen dazu bei.
Da mir der Plot aber zu leicht durchschaubar war, konnte mich das Buch nicht durchgehend fesseln. Es lag vielleicht auch am spröden Ton der Ich-Erzählerin, dass mir die Personen anfangs nicht richtig nahe kamen. Allerdings sind die grundsätzlichen Fragen nach Schuld und Sühne, Verzeihen und Neuanfang sehr menschlich und nachvollziehbar erzählt. Sicher waren meine Erwartungen an einen Regionalkrimi schuld, dass ich Zeit brauchte, mich richtig auf den Roman einzulassen