Rezension

Was einen Brief besonders macht

Die fast vergessene Kunst des Briefeschreibens - Titus Müller

Die fast vergessene Kunst des Briefeschreibens
von Titus Müller

Bewertet mit 4 Sternen

„...Allein schon dadurch, dass wir beschließen, eine Sache im Brief zu berichten, geben wir ihr Würde und Bedeutung...“

 

Das Buch ist eine gekonnte Kombination aus Sachbuch und literarischen Einspielungen. In der Einführung beschreibt der Autor Titus Müller, wie das Briefeschreiben sein Leben beeinflusst hat. Er arbeitet die Unterschiede zwischen dem Schreiben eines Briefes und den Möglichkeiten der modernen Kommunikation heraus.

Daraufhin folgt die Liebesgeschichte zwischen Clara Wieck und Robert Schumann mit Ausschnitten aus ihren Briefen. Diese Briefe geben einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt der Liebenden. Später wird der Briefverkehr zwischen Franz Kafka und Felice Bauer zum Thema.

 

„...Ein Brief zeigt Abgründe und Schönheiten. Er zeigt das Leben...“

 

Das Buch wurde von zwei Autoren geschrieben. Gaby Trombello – Wirkus ist für die praktische Seite verantwortlich. Sie informiert über das Handwerkszeug, lehrt Methoden zur Verbesserung des Schriftbildes und befähigt zum Komponieren eines Briefes.

Enthalten im Buch ist ihr Brief an Titus Müller, den sie nach dem ersten Kennenlernen und der Absprache für das Buch geschrieben hat. Er erzählt auf unnachahmliche Weise ihren Werdegang.

Die Teile, die von ihr sind, stehen zumeist in weißer Schrift auf blauen Grund.

 

„...Gerade im Zeitalter der schier unerschöpflichen Geschwätzigkeit im Netz ist die stilvolle Kommunikation wohltuend...“

 

Und nun zählt der Autor unterschiedliche Arten von Briefen auf und belegt sie mit Beispielen, seien es Briefe aus dem Krieg, offene Briefe oder Briefe mit versteckter Botschaft. Letzterer hat vermutlich Carl von Ossietzky während der Naziherrschaft das Leben gerettet.

Die Geschichte des Schreibens und der Papierherstellung ist im Buch integriert.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Kerngedanken werden farbig hervorgehoben. Auch die Ausschnitte aus den Briefen werden blau gedruckt und setzen sich damit vom übrigen Text ab.

Die historischen Briefe lassen den Schreiber in einem völlig neuen Licht erscheinen. Das betrifft sowohl die wenigen Zeilen von Beethoven, als auch die gefühlvollen Briefe einer Rosa Luxemburg.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die praktischen Tipps werde ich sicher ausprobieren.