Rezension

Was für ein grandioser Comic!

Jack the Ripper - François Debois, Jean-Charles Poupard

Jack the Ripper
von François Debois Jean-Charles Poupard

Bewertet mit 5 Sternen

Wie ihr merkt, wage ich mich immer weiter in die Welt der Comics und Graphic Novels vor. Auf der Leipziger Buchmesse habe ich wieder einen neuen Verlag für mich entdeckt - den Splitter Verlag. Mich als heimlichen Serienmörder-Fan (klingt tatsächlich gruseliger, als es ist) hat der Comic von Francois Debois und Jean-Charles Poupard direkt angesprochen, denn abgesehen von der wirklich hochwertigen Aufmachung und Gestaltung des Buches sind mir vor allem die fantastischen Zeichnungen direkt ins Auge gesprungen.

Die Zeichnungen sind einfach herrlich detailreich - es ist hier atemberaubend gut gelungen, das viktorianische London zur Zeit Jack the Rippers aufs Papier zu bringen. Das Elend, die Düsternis von Whitechapel, die teilweise sehr heruntergekommenen und verzweifelten Prostituierten - vor allem aber die ganze Atmosphäre, die Unwirtlichkeit des rauen Londons. Einfach sensationell! Man wird bereits auf den ersten Seiten von dieser dunklen Stimmung erfasst und verschluckt und kann einfach die Augen nicht abwenden von dieser grafisch unglaublich gut umgesetzten Geschichte.

Mir gefällt auch die Kolorierung wahnsinnig gut, denn sie lebt vor allem von dem Kontrast zwischen tristem, schmutzigem Grau und leuchtendem Blutrot - etwas, was die Grausamkeit und Rohheit der Geschichte noch unterstreicht. Was soll ich noch sagen: Der Comic-Strip ist einfach faszinierend und großartig gemacht. Ich liebe die Zeichnungen! Die übrigens perfekt mit der schockierenden Geschichte um Jack the Ripper harmonieren. Jemand, der sich wie ich schon etwas mehr mit der Figur des Jack the Ripper befasst hat, wird einige Dinge finden, die mit den historischen Ereignissen übereinstimmen. So etwa die Namen die Opfer, die grausame Vorgehensweise des Täters oder den Inspektor Frederick Abberline.

Abgesehen davon aber erzählen Debois und Poupard eine ganz neue Ripper-Geschichte (oder Theorie?). Und das gleichzeitig auf völlig neue Art und Weise. Denn im Vordergrund steht nicht etwa die erfolglose Jagd nach Jack the Ripper, sondern seine Identität. Die Autoren hören bei den tatsächlich geschehenen Morden in Whitechapel nicht auf, sondern spinnen die Geschichte weiter - bringen sie nach Frankreich und Amerika und entwickeln eine faszinierende und schockierende Idee davon, wer Jack the Ripper gewesen sein könnte. Ich will natürlich nicht zu viel verraten, denn den Überraschungsmoment, den ich beim Lesen hatte, sollt ihr unbedingt auch haben. Poupards und Debois' Lösung ist einfach eine derart unerwartete, spektakuläre und auf faszinierende Weise logische, dass man auch nach dem Zuklappen des Buches weiter darüber nachgrübelt. Und vor allem muss man sich am Ende die Frage stellen: Könnten wir nicht alle der Ripper sein? Unter bestimmten Voraussetzungen? Elektrisierend und gruselig - und einfach wahnsinnig gut gemacht.

Mein Fazit:
Mein erster Splitter Comic hat mich elektrisiert, mich großartig unterhalten und mich über die Seiten hinaus gefesselt. Die Zeichnungen sind atmosphärisch, detailreich und spektakulär. Die Geschichte geht völlig andere Wege als alle Ripper-Adaptionen, mit denen ich mich bisher beschäftigt habe. Poupards und Debois' Lösung ist so schockierend wie faszinierend - was soll ich sagen, von diesem Buch muss ich einfach schwärmen. Nicht nur Ripper-Fans kommen hier hundertprozentig auf ihre Kosten!