Rezension

Was für ein Horror. Dein Kind verschwindet und du wirst verdächtigt.

Allein deine Schuld - J. C. Lewin

Allein deine Schuld
von J. C. Lewin

Bewertet mit 3.5 Sternen

Allein deine Schuld
von J.C.Lewin
übersetzt von Gerold Hens

Worum es geht: Suzanne arbeitet als Sozialarbeiterin und ist um das Wohl ihrer Schützlinge bemüht, aber nicht immer gelingt es die Kinder, für die sie Verantwortlich ist zu retten. So auch bei Emma, die Suzanne seit einem Tag zu erreichen versucht, vergeblich. Jetzt ist sie tot. Und mich hat es aufgeregt, das alles wichtiger zu sein schien als dieses Kind. Den auch ihre Mitbarteiter hatten ihr diesbezüglich auf die Mailbox gesprochen. Und wie es manchmal so ist reihen sich gleich noch ein paar weitere Unglücke ein. Als sie in einer Talk-Show Werbung für ihre Organisation machen möchte, wird sie als „die Sozialarbeiterin“ stigmatisiert, die nicht in der Lage ist auf ihre Schützlinge aufzupassen. Außerdem kommt es bei den Zuschauern nicht besonders gut an, das sie nicht nur Opfern von sexueller Gewalt, sondern auch Potenzellen Tätern eine Anlaufstelle bieten will, damit diese nach Möglichkeit nicht aktiv werden. Und da das Leben gerade nicht schon beschissen genug ist, verschwindet die Tochter Teigan nach einem streit mit Suzanne und diese bemerkt nicht einmal das Verschwinden ihrer Tochter. Was sich sicher damit begründen soll, dass sie die Privatsphäre ihrer Tochter wahren will, sie ist ja von Fach und das sie ihr Job zu überfordert scheint, was immer besonders schlecht ist, wenn es um Menschen geht. Und dabei wäre es so leicht, so etwas vorzubeugen, einfach die Gelder an der „richtigen“ Stelle fliesen lassen. Aber da tun sich die einzelnen Länder wohl nichts. Ich fand es teilweise etwas anstrengend, das Suzanne immer wieder selber bemitleidet. Klar, man empfindet seine Sorgen und Kummer immer als den der am schlimmsten ist. Denn ihr fällt schon auf, dass sie Verhaltensweisen an den Tag legt, die sie dazu veranlasst haben Kinder aus Familien zu reisen. Es ist richtig, dass es in den meisten fällen das beste fürs Kind ist, das heißt aber nicht, dass die Kinder es auch so sehen, vor allem, wenn sie auseinander gerissen werden.
Sie kam mir auch sehr wankelmütig vor, es gab Momente, in denen sie sich der frage, ob sie versagt hat, stellen konnte, aber auf der anderen Seite kam sie mir selbstgefällig vor, zum Beispiel wenn sie gelogen hat oder als wir erfahren, dass sie ihren Vater umgebracht hat und damit durch gekommen ist. Und es ist durchaus nachvollziehbar, das die Gefühle und Gedanken verrückt spielen.
Die Geschichte lässt die Gefühle der Leser Achterbahn fahren und das fand ich gut. Mich hat aber gestört, dass der Polizist sich so in Suzanne als Täterin geschossen hat und für andere eventuelle Täter lange nicht mehr empfänglich war. Denn ich konnte das nicht so wirklich glauben, das wäre meiner Meinung nach zu plump gewesen.

Fazit: Im Großen und Ganzen fand ich die Geschichte ganz gut, auch wenn es immer wieder mal vorkam, das mich die Verhaltensweisen der Charaktere genervt haben oder ich sie nicht ganz nachvollziehen konnte. Aber es war genau das richtige maß, ich war soweit angestachelt, dass ich hellhörig blieb, aber nicht so sehr, als dass ich die Charaktere, der Reihe nach hätte erwürgen könnte. Suzanne hat sicher ihre Fehler, aber das machte sie so Menschlich und in meinen Augen authentisch.