Rezension

Was für eine Rache!

Resistent - Paul McNeive

Resistent
von Paul McNeive

Bewertet mit 4 Sternen

Hiroshima, 1945, der kleine Tsan Yohoto, gerade einmal fünf Jahre alt, ist mit seiner Mutter und seinen Geschwistern auf einem Spielplatz, als die Atombombe explodiert. Seine Geschwister sterben qualvoll, doch seine Mutter und er überleben. Heute ist Tsan Yohoto einer der wichtigsten Unternehmer Japans, der sich voll und ganz der Pharmaindustrie gewidmet hat. Bis heute konnte er den Anblick seiner Geschwister nicht vergessen und seine Gedanken sind besessen von dem Gedanken nach Rache. Sein Plan: die Bevölkerung New Yorks resistent auf ein Antibiotikum zu machen und diese dann einem E-Coli Bakterium auszusetzen. Fast gelingt es, diesen Plan in die Tat umzusetzen, doch da wäre noch Detective John Wyse, der Yohoto auf der Spur ist.

Meine Meinung

Bei diesem Buch war es der sehr spannende Klappentext, der mich unheimlich neugierig auf diesen Thriller machte. Schon der Einstieg gelang mir dann auch mühelos und schnell war ich an die Seiten gefesselt. Paul McNeive schreibt gut verständlich und sehr flüssig. Dabei werden die Bilder, die er beim Erzählen liefert, schnell klar und deutlich und gerade bei der Beschreibung des Geschehens von 1945 in Hiroshima hatte ich eine Gänsehaut. Das Grauen, auch wenn es nicht allzu intensiv geschildert wurde, wurde trotzdem lebendig und vorstellbar und auch wenn es mich selbst erschreckte, konnte ich auf eine gewisse Art den Japanern Yohoto verstehen.
Paul Mc Neive wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, springt vor allem in der Gegenwart immer Mal wieder monateweise hin und her, so dass man nach und nach mehr Übersicht über das Geschehen erhält. Zwar verlangte dieser Part doch eine gewisse Aufmerksamkeit beim Lesen, doch es war so spannend erzählt, dass man einfach wissen wollte, wie alles miteinander zusammenhängt. Gerade auch aktuelle Themen verknüpft der Autor hier ganz geschickt mit der Handlung, vor allem, wenn es darum geht, den perfiden Plan des Japaners umzusetzen. Die Gedanken dahinter, das Thema Medien und Werbung und deren Einfluss auf uns, sind hier sehr erschreckend, aber auch logisch und nachvollziehbar dargestellt.
Doch nicht nur die Zeitsprünge verlangen eine gewisse Aufmerksamkeit, sondern auch die Perspektivenwechsel. Was auf den ersten Blick noch ein wenig unübersichtlich wirkt, wird dann doch so gut vermittelt, dass man schnell mit den unterschiedlichen Charakteren zurecht kam. Dabei sind die Charaktere zwar zahlreich, aber auch voller Facetten. Im Vordergrund steht zum einen Detective John Wyse, zum anderen Pharmamagnat Tsan Yohoto. John Wyse wurde mir schnell sympathisch und er ist eine gut ausgearbeitete und durchdachte Figur. Doch vor allem auch Tsan Yohoto sind klar und deutlich ausgearbeitet. Ich hatte absolutes Mitgefühl für diesen Mann, was mich teilweise wirklich erschreckte, denn seine Taten sind nicht zu rechtfertigen. Doch trotzdem konnte ich seine Gedanken nachvollziehen. Das Bild, das sich als Kind in seinem Kopf festgesetzt hat, ist einfach nur zu grausam. Schlimm, dass das Geschehen von 1945 real war. Mich konnte dieser Part berühren, aber auch erschrecken und ich fand genau das wirklich hervorragend umgesetzt.
Neben diesen beiden Charakteren gibt es zahlreiche Nebenfiguren, die hier ein Bild der Bevölkerung klar und deutlich wiedergeben. Manche wirkten recht stereotyp, doch es passte hier auch einfach mit ins Gesamtbild.

Mein Fazit

Ein spannender, fesselnder Thriller, der mir gute Unterhaltung bot und mich teilweise nachdenklich, teilweise auch ein wenig schockiert zurücklässt. Schockiert in dem Sinne, dass ich Verständnis für den Racheplan des Japaners aufbringen konnte und das wiederum macht dieses Buch auch wieder besonders. Ist Tsan Yohoto nur der “Böse”? Ja, das Buch ließ mich darüber nachdenken, über die Handlungen der Menschen und deren Folgen und das es halt nie nur schwarz oder weiß, sondern auch ganz viele Grauzonen gibt. Gelungener Thriller, der leider ein wenig untergeht in der Vielzahl an Neuerscheinungen, der aber sehr lesenswert ist.