Rezension

Was geschah mit Samuel

Das schwarze Buch der Gier - Beile Ratut

Das schwarze Buch der Gier
von Beile Ratut

Bewertet mit 4 Sternen

Der Albtraum einer jeden Familie: Ein Kind verschwindet spurlos und die quälenden Fragen lassen einen nicht mehr los: Was ist passiert? Wo ist das Kind? Lebt es noch? Wie kann ich angesichts dessen weiterleben? 

Beile Ratut erzählt in ihrem Debutroman "Das schwarze Buch der Gier" die Geschichte von Samuel, der eines Tages in ein Auto einstieg und daraufhin nie wieder gesehen wurde. Doch es ist im Kern Albas Geschichte. Sie feiert ihren sechsten Geburtstag. Die Familie ist beisammen und wartet auf ihren älteren Bruder Samuel. Es wird immer später, doch Samuel taucht nicht auf. Nie wieder. Er stieg in einem Waldrand in ein Auto ein und wurde fortan nie wieder gesehen. Die Familie redet nicht über den Vorfall. Während die Mutter versucht, alles weiterlaufen zu lassen wie gewohnt und Albas Fragen ignoriert, wird der Vater kurze Zeit später von einem Blitz getroffen und stirbt. Alba ist allein gelassen mit all ihren Fragen: Was ist passiert? Wo steckt Samuel? Er lebt doch sicher noch, aber wo? Die Fragen stellen sich in einer Dauerschleife immer und immer wieder. Sogar auch noch dann, als Alba bereits erwachsen ist. Ein normales Leben, normale Beziehungen zu führen, dazu ist sie außerstande. Alles wird überschattet durch dieses unverarbeitete Erlebnis in ihrer Kindheit. Immer mehr gewinnen düstere Gedanken die Überhand. Es scheint Alba dass die schwarze Gier die Menschen verdirbt und ihr Misstrauen wächst...

Die Geschichte wird auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen alterierend erzählt. Sie ist in teils sehr poetischer Sprache geschrieben, was mir sehr gefallen hat. Insbesondere Albas Innenwelt steht im Vordergrund. Das hat mich zum Teil sehr mitgenommen. Alba erschien mir jedoch über weite Strecken sehr authentisch gezeichnet. Die Geschichte hat mich insgesamt sehr gepackt, auch wenn für mein Empfinden die zweite Hälfte etwas nachlässt. Dennoch ein Buch, das sich zu lesen lohnt.