Rezension

Was hinter den Kulissen eines Altersheims vor sich geht

Wir werden zusammen alt - Camille de Peretti

Wir werden zusammen alt
von Camille de Peretti

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein Sonntag im Oktober in einem Altersheim in Paris. Es ist Besuchstag. Die einen warten noch auf ihre Söhne und Töchter, andere haben es sich bereits im Innenhof in der Sonne gemütlich gemacht. Die Senioren in diesem Heim sind vieles, aber auf keinen Fall schon bereit zu sterben, wie es von ihren Lieben gewünscht wird. Da sind Therese und Robert, die spät noch einmal die Liebe finden. Oder Kapitän Dreyfuß, der allen in der Seniorenresidenz Anweisungen gibt, und dabei den Ausbruch durch ein Loch im Gartenzaun plant. Daneben die manisch-depressive Nini, die sich nach Liebe sehnt und das Personal mit ihren ewigen Wünschen in Schach hält.

Aber nicht nur die Senioren werden von der französischen Autorin Camille de Peretti betrachtet. In den 64 Kapiteln des Buches wandert die Autorin durch die 64 Zimmer der Seniorenresidenz und wagt einen Blick hinter die Kulissen. Der Direktor, der eigentlich nur seine Sammelleidenschaft für Briefmarken verfolgen möchte und jäh durch den Todesfall einer Seniorin unterbrochen wird. Auch die Krankenschwestern widmen sich allem nur nicht ihren Patienten. Die eine wird von ihrem Liebhaber bedrängt, die andere erwartet ein Kind.

Der Autorin gelingt mit ihrem dritten Roman ein klarer, satirischer Blick auf einen Tag in der Seniorenresidenz, in der aber so gar nichts so ist, wie man es sich vorstellt. Mit sprühendem Humor und großer literarischer Leichtigkeit schreibt sie über Menschen, die gemeinsam alt werden und hartnäckig ihre eigenen Vorstellungen von Glück versuchen zu verwirklichen. In jedem Kapitel erwarten den Leser nicht nur ein neues Zimmer, sondern auch neue Verstrickungen und überraschende Wendungen. Wie dieser Sonntag im Oktober in der Seniorenresidenz zu Ende geht, wird an dieser Stelle jedoch nicht verraten. Dieses Buch zu lesen lohnt sich, auch, weil es ein Thema behandelt, was sonst kaum in der Belletristik beleuchtet wird.