Rezension

Was ist damals geschehen?

Saubere Zeiten -

Saubere Zeiten
von Andreas Wunn

Bewertet mit 4 Sternen

Der Journalist Jakob Auber, Ende dreißig, erhält einen Anruf aus dem Krankenhaus und er wird darüber informiert, dass sein Vater auf der Intensivstation liegt. Einige Monate hatte er keinen Kontakt zu ihm, seine unbeschwerte Kindheit endete mit dem Tod der Mutter und das Verhältnis zum Vater war danach eher "schwierig". Über die eigene Familiengeschichte war Jakob wenig bekannt, jedoch nun wird er mit den Aufzeichnungen seines Vaters konfrontiert. Es kommt ganz vieles ans Licht, worüber geschwiegen wurde.
Mich hat der Einblick in diese Familiengeschichte begeistert und ich bin ein wenig wehmütig, dass ich selber so wenig über meine eigene Familiengeschichte weiß. So sehr Jakob viele Jahre lang unter der Verschwiegenheit und der Trauer seines Vaters gelitten hat, selber jedoch auch sehr verschwiegen ist, so erfährt er nun etwas über die Verletzlichkeit seines Vaters und woher diese rührt. Die Erlebnisse, die der Vater aus seiner Vergangenheit schildert, haben mich sehr bewegt. Sehr gerne hätte ich darüber noch viel mehr erfahren. Schwerer fiel mir der Zugang zu Jakob selber, der sich gerade von seiner Frau und Mutter seines kleinen Sohnes getrennt hat. Jakob konnte ich oft in seinem Verhalten nicht verstehen, was seinen eigenen Umgang mit anderen Menschen betraf oder seinen Umgang mit Trauer.
An einigen Stellen war mir der Roman zu sprunghaft und ich wusste nicht, worauf der Autor selber jetzt mehr Wert legte, auf die Familiengeschichte oder die Hauptfigur Jakob und dessen aktuelle Befindlichkeiten, was besonders die Eifersucht betrifft. Mir hat der Roman gut gefallen, doch während der Vater Hans sowie der Großvater mir "näher" kamen, so entwickelte ich zu Jakob im Laufe des Romans eine größere Distanz, was ich schade fand. Vier Sterne!