Rezension

was ist damals wirklich geschehen?

Fremdland - Philipp Reinartz

Fremdland
von Philipp Reinartz

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext: Peng Peng. Zwei nächtliche Schüsse ins Nichts. Zwei Schüsse, die trotzdem alles verändern. Eine junge Familie aus dem Senegal glaubt nicht mehr an das neue Leben in der Fremde. Reuelose Polizisten schlagen nie wieder über die Stränge. Und die uralte Frau in der Seniorenresidenz singt keine Lieder mehr. Berlin, Du kannst so grausam sein.
Jerusalem „Jay“ Schmitt, Leiter der Neunten Mordkommission für besondere Fälle, vermutet ein düsteres Kapitel seiner eigenen Dienststelle. Für ihn beginnt alles mit einer rätselhaften Botschaft neben einer Leiche. Und endet dort, wo die Schüsse fielen. Und wieder fallen werden?

Nach "Die letzte Farbe des Todes" ist "Fremdland" der zweite Fall für den Berliner Ermittler Jay Schmitt, der mit seiner Mordkommission besondere Fälle klärt. Den ersten Teil habe ich noch nicht gelesen, hatte aber keine Probleme in die Handlung einzusteigen und hatte auch nicht das Gefühl, dass mir wichtige Infos fehlen. Jay ist als Figur sehr gut dargestellt, nach und nach erfährt man Details zu seiner Vorgeschichte, so dass er als Protagonist Konturen bekommt. Wenn er sich einmal an einem Fall festgebissen hat, lässt er nicht mehr los.

Aus diesem Grund ermittelt er neben seinem aktuellen Fall der ermordeten Seniorin auch in einem ca. 20 Jahre zurückliegenden Fall, bei dem mehrere Menschen zu Tode kamen. Die Aktenlage scheint eindeutig, doch Jay visualisiert die Situation von damals und kommt zu einem ganz anderen Schluss. Es gilt herauszufinden, was damals wirklich geschehen ist.

"Fremdland" ist ein gesellschaftskritischer Krimi, und auch wenn der Fall 20 Jahre zurückliegt, ist er doch sehr aktuell. Beleuchtet und hinterfragt wird die Rolle der Polizei, die Grenzen zwischen Täter und Opfer verwischen, wer ist Täter, wer Opfer? Aus verschiedenen Blickwinkeln wird der zurückliegende Fall erzählt, wir lernen einen senegalesischen Dealer kennen,  sein und das Schicksal seiner Familie. Abwechselnd wird die Handlung in der Gegenwart und der Vergangenheit aufgerollt, bis sich irgendwann Schnittpunkte ergeben und klar wird, dass die Fälle zusammen hängen.

Die Thematik ist spannend, die Figuren sind interessant und der Schreibstil lässt sich flüssig lesen. Was ich etwas vermisst habe sind lebendige Dialoge, denn vieles wird in indirekter Rede geschildert. Davon abgesehen hat mich der Krimi gut unterhalten, ich bin gespannt auf Jays nächsten Fall.