Rezension

Was ist mit Frieda passiert?

Wie dunkel die Schatten -

Wie dunkel die Schatten
von Regine Kölpin

Bewertet mit 4 Sternen

Sie Leben am Rande der Gesellschaft. Übersehen, stigmatisiert und oft von oben herab behandelt: Obdachlose. Doch die Studentin Paula verhält sich anders. Jeden Morgen bringt sie einer der Obdachlosen – Frieda – ein Brot mit. Als die Frau verschwindet, ist Paula in großer Sorge, doch zunächst nimmt sie keiner ernst. Denn wer vermisst sonst schon eine Frau, die keiner wahrnimmt? Doch Paula lässt sich locker und lüftet damit ein schreckliches Geheimnis, das sich bis in ihr unmittelbares Umfeld zieht.

Die Geschichte ist von der ersten Seite an beklemmend und wird in all ihren Facetten überzeugend geschildert. Auch Paulas Alltag als Studentin wird umfangreich und realistisch dargestellt, ohne dass die Handlung dadurch vor sich hin tröpfelt und damit langweilig wird.

Erzählt wird hauptsächlich aus Paulas Perspektive, eingestreut sind kurze und wenige Szenen aus Friedas Perspektive, die bei weitem spannender sind. Richtig Action kommt in Paulas Erzählstrang erst gegen Ende auf, weshalb dieser Thriller definitiv nichts für Leute ist, die auf temporeiche Action-Szenen stehen. Vieles was zu Beginn banal wird, ergibt erst ganz zum Schluss Sinn, weshalb es sich lohnt, das Buch wirklich zu Ende zu lesen, auch wenn einen der Anfang nicht überzeugt. Mehr möchte ich darüber an dieser Stelle allerdings nicht verraten. Lediglich, dass die Auflösung am Ende – selbst für mich als geneigte Thriller-Leserin – kaum vorhersehbar ist und sich alles zu einem stimmigen Bild zusammenfügt, sei vorweg gesagt.

Der Stil ist angenehm, relativ schnörkellos und ohne auffallende Umgebungsbeschreibungen. Dadurch werden die Action-Szenen zwar spannender, in den vielen ruhigen Szenen zwischendurch hätte ich mir allerdings mehr Beschreibungen gewünscht. Insbesondere, da immer wieder konkrete Orte in Oldenburg genannt werden.

Paula als Protagonistin ist durch und durch sympathisch – nicht nur, weil sie mit offenen Augen durch die Welt geht. Sie ist eine tapfere junge Frau mit einem großen Herzen und manchmal etwas zu viel Geduld. Über Frieda wiederrum erfährt man weniger und vor allem weniger über ihren Charakter, weshalb es wohl genügt, sie als nicht-unsympathisch zu bezeichnen. Persönlich hätte es mir besser gefallen, wenn auch sie detaillierter ausgestalteter worden wäre.

Insgesamt erfüllt „Wie dunkel die Schatten“ nicht alle Erwartungen eines Thriller-Fans. Wer aber nicht dieses hohe Maß an Action und Spannung sucht, sollte diesem Buch aber mal eine Chance geben, denn die leisen Zwischentöne sind es wert.