Rezension

Was ist unendlich plus eins?

Unendlich wir - Amy Harmon

Unendlich wir
von Amy Harmon

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Bonnie ist das, wovon viele Mädchen träumen: Ein gefeierter Star. Doch das alles genügt ihr nicht mehr, sie hat die Schnauze voll von ihrem Ruhm und auch davon, dass sie überhaupt kein Privatleben mehr hat. Stets hat Bonnie unter den Pantoffeln ihrer Großmutter gestanden, doch nun soll Schluss damit sein. Sie haut einfach ab und trifft auf Clyde, der ihr ins Gewissen redet, die Brücke, auf die sie sich befindet, doch bitte zu verlassen...

Meine Meinung
Amy Harmon schafft es auch in ihrem neuen Roman ziemlich viele Themen anzusprechen, die immer up to date bleiben werden. Als erstes fiel mir spontan das Wort "Castingshows" ein, denn in einer solchen hat Bonnie den ersten Preis gewonnen. Das aber nach diesem Gewinn nicht immer eitler Sonnenschein herrscht, hat die Autorin ziemlich gut beschrieben. Sei es der Stress, der durch Touren auf einen wartet, oder den Mangel an Privatsphäre, der auch gleich mit gewonnen wurde. All das sind die Schattenseiten des Ruhm. Es ist eben nicht alles Gold was glänzt.
Gerade die Umsetzung dieser Thematik hat mir sehr gut gefallen. Ich kann mir vorstellen, dass durch diese doch tiefen Einblicke in die Welt der Stars und Sternchen viele, die denselben Weg einschlagen wollten, vielleicht ein bisschen abgeschreckt wurden.
Neben diesem Thema werden Gefühle wieder groß geschrieben. Es erinnert ein wenig an ein Märchen, wie die Protagonisten sich kennen - und schätzen lernen. An einigen Stellen hatte ich eine Gänsehaut, weil es mich wirklich sehr berührt hat, wie sich die Dinge zwischen Bonnie und Clyde entwickelten. Wie sie sich auf einmal zueinander hingezogen fühlen.

»"Was ergibt unendlich plus eins?"
"Immer noch unendlich", antwortete er und seufzte.
"Falsch. Es ist zwei."
"Ach ja? Wie kommst du darauf?"
Ich deutete auf Finn und sagte: "Dein Name bedeutet Infinität, also Unendlichkeit." Dann deutete ich auf mich und sagte: "Plus eins. Das ergibt zwei, du Genie. Unendlich wir, sozusagen."«

Zitat aus: "Unendlich wir"

Die Aufteilung des Romans empfand ich als überaus gelungen. Vor fast jedem Kapitel werden kurze Zeitungsartikel, oder Nachrichten eingeblendet, in denen die Öffentlichkeit mitbekommt, wo sich ihr Countrystar gerade befindet, bzw. in welcher Richtung sie gerade mit Clyde unterwegs ist. Dass diese Nachrichten nicht immer der Wahrheit entsprechen, fand ich sehr realistisch dargestellt. Sie haben mir sehr gut gefallen.
Nach diesen kurz gehaltenen Szenen folgt entweder ein Abschnitt, in dem uns Bonnie die Geschehnisse in der Ich-Form mitteilt, oder Clyde erzählt auktorial. Ich hatte am Anfang Bedenken, ob ich mich mit dieser Erzählweile würde anfreunden können, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Übergänge alles andere als fließend übergehen könnten. Doch ich habe mich getäuscht. Ich wurde nicht ein einziges Mal in meinem Lesefluss gestört.
Ich habe Unendlich wir wirklich sehr genossen. Amy Harmon schreibt flüssig, temporeich und hält die Spannung auf jeder einzelnen Seite am Leben. Mir ist die Geschichte wie ein Roadmovie vorgekommen, welchen ich neben den Protagonisten zusammen im Auto verbracht habe. Es fand eine sehr enge Bindung zu Bonnie und Clyde statt. Mit jeder Seite habe ich sie mehr kennen- und lieben gelernt. Ihre Verbindung ist einzigartig und hat mich sehr berührt.
Einziger Wermutstropfen war für mich eine Stelle, die mir einfach zu sehr an den Haaren herbei gezogen war. Nachdem sich die Protagonisten eher langsam angenähert hatten, war mir die Szene zu holterdiepolter und hat, für mich, leider so gar nicht zu dem Rest des Buches gepasst.

Fazit:
Auch in Unendlich wir beweist Amy Harmon, dass sie ihr Handwerk durchaus versteht. Die Geschichte lebt von ihren Emotionen, die mich allesamt erreichten und von vielen anderen Dingen, die immer up to date bleiben werden. 

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