Rezension

Was Menschen Menschen antun ...

Das Schicksal der Drachentöchter - William Andrews

Das Schicksal der Drachentöchter
von William Andrews

Bewertet mit 5 Sternen

Schon der Klappentext dieses Romans von William Andrews hat mich mehr als neugierig gemacht und ich wurde nicht enttäuscht. Der Autor legt ein schreckliches Kapitel der Menschheits-geschichte frei, ein Kapitel, von dem ich bis dato sehr wenig wusste. Auf eine spannende Weise erklärt er dem Leser die Geschichte Koreas im Zweiten Weltkrieg und in der überaus wichtige Phase danach. Erst neulich sah ich im Fernsehen rührende Bilder auf den sich Verwandte in den Armen lagen, die während der Spaltung Koreas getrennt wurden und sich z. T. Jahrzehnte lang nicht sehen konnten. Nun verstehe ich den Hintergrund. Korea (heutzutage natürlich besonders der Norden) ist schon ein gebeuteltes Land und die Einwohner sind nicht zu beneiden. Mein ehemaliger Schwiegervater kämpfte in den 50er Jahren in Korea auf den Seiten der Amerikaner. Nun ist es mir endlich klar, welche Absicht dahintersteckte. Ob sie aus heutiger Sicht richtig oder falsch war, sei dahin gestellt. 
Vollkommen schockiert las ich in diesem Buch die Lebensgeschichte von Jae-hee, die als junges Mädchen zusammen mit ihrer Schwester gezwungen wurde, den japanischen Soldaten und Offizieren als sogenannte „Trostfrau“ zu dienen, wobei es sich natürlich um nichts anderes als Zwangsprostitution handelte. Schon allein der Begriff „Trostfrau“ macht mich unendlich wütend. Die jungen Mädchen und Frauen sollten die Männer trösten? Wer bitte tröstete die Trostfrauen? Es muss entsetzlich gewesen sein, was diese Frauen durchmachen mussten. Es ist kein Wunder, dass viele von Ihnen, wenn sie nicht durch Krankheit oder Mord ums Leben kamen, den Suizid wählten. Jae-hee entwickelte jedoch unglaubliche Kräfte. Sie kämpfte sich durch, ist sehr intelligent und konnte mit nach der aufgezwungenen „Karriere“ als Trostfrau mit ihren Sprachkenntnissen punkten und letztendlich überleben, wobei auch das Leben danach für sie keine Zuckerschlecken war. 
Wie gesagt, ich bin begeistert und erschüttert zugleich von diesem interessanten Buch. Ich freue mich, mein Geschichts- und Allgemeinwissen wieder um ein Kapitel erweitert zu haben.