Rezension

Was wäre dein letzter Wunsch?

Das Institut der letzten Wünsche
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 4 Sternen

Die 25-jährige Mathilda Nielsen hat einen eher ungewöhnlichen Job. Vor einem Jahr schmiss sie ihr Medizinstudium und hat im "Institut der letzten Wünsche" angefangen. Seitdem ist es ihr Job, aber auch ihre Berufung, Menschen, die auf absehbare Zeit sterben, ihren letzten Herzenswunsch zu erfüllen. So kommt es auch schon einmal vor, dass die junge Frau mit einem Pony in der U-Bahn unterwegs ist. Mathilda ist Single und geht voll in ihrem Job auf, der ihr zum Glück ermöglicht, ihren treuen Begleiter Eddie, fast immer an ihrer Seite zu haben. Das Institut wird geleitet von Ingeborg Wehser, einer ehemaligen Oberärztin auf der Onkologie, die nicht mehr mitansehen konnte, wie wenig Rücksicht auf die letzten Wünsche von Sterbenden genommen wird.

 

Gewöhnlich kommen nicht die Sterbenden selbst zum Institut, sondern deren Angehörige, die gerne den letzten Wunsch (sei es eine Heißluftballonfahrt, ein letztes Weihnachtsfest, Schnee im Sommer, etc.) ihrer Angehörigen erfüllt haben möchten. Dann kommt eines Tages Birger Raavenstein ins Institut. Er wird sterben, ihm bleibt nicht viel Zeit und er hat nur den einen Wunsch: Seine ehemalige Freundin Doreen Taubenfänger wiederfinden und wissen, was aus ihr und dem gemeinsamen Kind geworden ist. Das Kind müsste jetzt 15 Jahre alt sein, doch Doreen hatte Birger von einem Tag auf den anderen verlassen, sodass er noch nie sein Kind gesehen hat. Birger ist Anwalt und stellt Mathilda für ihre Suche ein unbegrenztes Budget zur Verfügung, wenn sie bloß Doreen und ihr Kind findet.

 

Mathilda macht sich mit Feuereifer auf die Suche, lässt Plakate über die ganze Stadt verteilen und sogar die Meldung im Radio senden, doch Doreen meldet sich nicht. Ein von Mathilda beauftragter Detektiv findet lediglich heraus, dass es eine Person namens Doreen Traubenfänger nicht gibt und nie gegeben hat. Wie soll Mathilda nur diese Frau finden, wenn noch nicht einmal der Name stimmt und will sie Doreen überhaupt finden? Denn eigentlich, sie muss es sich selbst gestehen, mag sie die Zeit, die sie mit Birger verbringt und sie verliebt sich, wider besseres Wissen, in den todkranken Mann, der eigentlich so gar nicht in ihre Welt zu passen scheint ...

 

 

Was wäre dein letzter Wunsch? Der Plot wurde authentisch und abwechslungreich erarbeitet. Besonders gut haben mir die Beschreibungen der Orte, an denen das Buch spielt, gefallen, denn viele von denen (in Berlin) kenne ich persönlich, so zum Beispiel das Café Tasso, aber auch den Plänterwald und die Gegend der Räumlichkeiten, wo sich das Institut selber befindet. Die Figuren wurden  facettenreich und realistisch erarbeitet, wobei mein Herz hier sehr für die resolute Ingeborg schlug, die bereit ist, auch mal das Gesetz zu umgehen, um einen Klienten einen letzten Wunsch zu erfüllen. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, sodass ich abschließend sagen kann, dass mir das Buch wirklich schöne Lesestunden bereitet hat.