Rezension

Was wäre, wenn Magie nur vergessen wurde?

The Once and Future Witches -

The Once and Future Witches
von Alix E. Harrow

Bewertet mit 5 Sternen

Drei Schwestern, Bella, Agnes und Juniper, wachsen ohne Mutter unter der Knute eines (überforderten?), gewalttätigen Vaters auf, nur etwas gemildert durch die Tipps und Kniffe ihrer Großmutter Mags. Die jüngste Schwester ist die wildeste, aber auch die älteren haben ihre Geheimnisse, die dazu führen, dass die Schwestern getrennt werden - die älteste kommt in eine Erziehungsanstalt für junge Damen, die mittlere wird verstoßen, die jüngste hält es noch 7 Jahre, bis zum Tod der Großmutter, beim Vater aus, befreit sich dann aber aktiv aus der Unterdrückung. Jetzt heimatlos, zieht es sie nach New Salem.

An ihrem Ankunftstag passieren seltsame Dinge, und unerwartet treffen die drei Schwestern, mit allen gehegten Ressentiments, in New Salem aufeinander. Schnell wird aber klar, dass sie sich alle drei nach einem besseren Leben sehnen, und der eine oder andere Spruch der Großmutter könnte dabei helfen - schließlich braucht man für die Magie nur drei Dinge: the words, the way, the will. Und den Willen, etwas an der Situation der Frau in einer männerdominierten Gesellschaft zum Ende des 19. Jahrhunderts zu verändern, haben alle drei. Doch stellt sich Ihnen eine andere Kraft entgegen, die so mächtig ist, dass sie Unterstützung brauchen.

Mir hat gefallen, dass Alix Harrow ihre Hexen-Geschichte in einer Welt angesiedelt hat, die fast unserer normalen Geschichte entstammen könnte. Wären da nicht so nette Kleinigkeiten wie z.B. die Märchensammlung der Schwestern Grimm und natürlich die Haus-und-Hof-Hexereien, die wohl Gang und Gäbe sind. Nach dem Brand und der Hexenvertreibung aus Old Salem werden diese kleinen Hexereien aber nur im Verborgenen betrieben, zu mächtig ist die Angst vor einer weiteren Hexenverfolgung. Nur: wenn man schon alles verloren hat, lässt einen das dann auch nicht mehr fürchten.

Die drei Protagonistinnen sind keine Superheldinnen, sondern "normale" Frauen, jede mit ihrer eigenen Vergangenheit mit Ecken und Kanten. Alle drei entwickeln sich im Laufe des Romans, aber jede behält ihre eigenen Stärken und auch Schwächen. Nur zusammen mit vielen anderen schaffen sie am Ende das Unerwartete. Mehrfach - manch anderer Autor hätte den Roman vielleicht auch mehrere Bände gestreckt, nicht so Alix Harrow: Ihr gelingt es auf 529 Seiten die ganze Geschichte zu erzählen, mit allen Irrungen und Wirrungen.

Klare Leseempfehlung für alle, die gerne starke Frauenpersönlichkeiten als Protagonistinnen in Fantasygeschichten hätten.