Rezension

Weckt die Neugier auf weitere Teile

Biker Tales: Das dunkle Herz - Sandra Binder

Biker Tales: Das dunkle Herz
von Sandra Binder

Solider Einstieg in eine vielversprechende Reihe

Nach dem unschönen Ende ihrer Verlobung verschlägt es die toughe Bea aus dem schillernden New York zurück in ihre Heimatstadt Wolfville zu ihrer Mutter. Sie strandet damit ausgerechnet an dem Ort, den sie von allen Orten auf der Welt mehr als die Pest gemieden hat, seit sie damals fortging.
In dem kleinen Provinzkaff hat sich seit ihrem Weggang nicht viel getan. Die Stadt ist dieselbe, die Leute sind dieselben nur eine Sache ist neu. Wolfville ist nun die Heimat eines berüchtigten Motorrad Clubs und dessen Viezepräsident ist niemand geringeres, als Beas große Jugendliebe: Charlie.
Charlie, über den sie nie wirklich hinweggekommen ist, denn er war der erste und der einzige Mensch, der sie je wirklich verstanden hat. Doch nun steht er für alles, was Bea verachtet und nicht in ihrem Leben will. Charlie bedeutet Ärger und ist damit nur ein weiterer Grund, warum Bea Wolfville schnellstmöglich verflassen will.

Mit "Biker Tales 1 - Das Dunkle Herz" ist der Auftakt Band einer Romanreihe erschienen, der sich rund um den Motorrad Club Satan's Advocates und seine Mitglieder dreht.
Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Er ist flüssig und leicht zu folgen. Die Sprache passt dabei gut zu Setting und Personen. Besonders ansprechend fand ich die Beschreibungen von der Umgebung und vom MC. So bekam die Geschichte schnell etwas sehr Atmosphärisches und man konnte sich, wie ich fand, super in die Umgebung hineinversetzen. Die Dynamik im Club und unter seinen Mitgliedern war ebenfalls sehr packend dargestellt.

Es scheint ein typischer Einstiegsteil zu sein, wo man wichtige Figuren, ihre Sorgen und Probleme, wie auch die Umgebung kennenlernt. Zeitweise hätte ich mir etwas mehr Spannung gewünscht, doch da am Ende ein Cliffhanger wartet, der sich gewaschen hat, kann ich rückblickend fast darüber hinwegsehen. Ansonsten hat mich die Geschichte ingesamt gut abholen können. Die Idee von zwei Menschen, die sich vollkommen in verschiedene Richtungen entwickelt haben und doch durch ihre gemeinsame Jugendzeit unwiderbringlich miteinander verbunden sind, hat mir gut gefallen. Der Fokus dieses Buchs lag im Wesentlichen also darauf, wie Bea und Charlie die Brücken zueinander wiederherstellen.

Die Charaktere in diesem Buch habe ich dabei mit gemischten Gefühlen erlebt. Leider konnte gerade Bea als Hauptprotagonistin mich nicht unbedingt für sich einnehmen. Obwohl ich ihre zwiespältigen Gefühle durchaus nachvollziehen konnte, hat mich zwischendurch sehr gestört, wie unglaublich unreflektiert sie gehandelt hat. Dafür, dass sie sich so viel darauf einbildet, "nicht mehr das Mädchen von damals zu sein", hat sie sich in meinen Augen viel zu sehr wie ein zorniger Teenager verhalten. Es ist mir auch ein bisschen zu einfach, ihr Verhalten darauf zu schieben, dass die Konfrontation mit ihrer Vergangenheit sie so aufwühlt und in alte Muster verfallen lässt. Schließlich hätte man in acht Jahren Abwesenheit wenigstens ein minimales Dazulernen erwarten können. So ist sie die meiste Zeit getrieben von Wut, Frustration und allem voran Vorurteilen, die sie sich zusammen gesucht hat.
Leider legt sie dieses Verhalten im Laufe des Buches auch nicht wirklich ab, daher habe ich meine Sympathie für sie mit der Zeit etwas verloren.

Anders sah es hingegen mit Charlie aus. Er hat eine Entwicklung gemacht. Er ist kein wütender Teenager mehr, sondern wenn man soweit gehen kann, ein gestandener Mann mit Idealen, für die er jederzeit einsteht. In dieser einen Sache ist er Kompromisslos. Der MC ist seine Familie und auf die lässt er nichts kommen.
Sein Charakter war für mich viel greifbarer und auf gewisse Art authentischer als der von Bea.

Abgesehen davon, haben mich die Nebencharaktere sehr schnell sehr für sich einnehmen können. Besonders die Mitglieder der Advocates hat die Autorin so klar konturiert, dass sie nicht zu einfachen Begleitpersonen verblassen, sondern das Interesse des Lesers geradezu anziehen. Allein wegen ihnen werde ich zweifellos weitere Teile der Reihe lesen.

Unterm Strich habe ich das Buch mit leicht gemischten Gefühlen beendet. Dass ich keinen wirklichen Zugang zu Bea finden konnte war schade, dafür hat mich aber die ganze Atmosphäre rund um den Club total abgeholt. Ich hoffe darauf, mehr von den Figuren zu lesen, ihre Schicksale weiterzuverfolgen und natürlich herauszufinden, was nach dem Cliffhanger am Ende passiert. Damit hat Autorin Sandra Binder mit diesem ersten Teil ihrer Biker Tales Reihe meines Erachtens genau das geschafft, was ein Einstiegsteil nunmal erreichen soll. Den Leser so weit abholen, dass er tiefer in die Geschichte eintauchen will.