Rezension

Weihnachtliche Geschichte mit anspruchsvollem Hintergrund

Elisa oder Die Nacht der Wünsche - Rafik Schami, Gerda Raidt

Elisa oder Die Nacht der Wünsche
von Rafik Schami Gerda Raidt

Bewertet mit 5 Sternen

»Die Kinder kennen das Paradies des Lachens nicht mehr«, hatte er noch gemurmelt, bevor er in seinen Sessel fiel. Seine Stimme hatte alt und resigniert geklungen…

Elisa, die Frau des Weihnachtsmanns, erkennt ihn kaum noch wieder. Dieser Mann ist nicht mehr da, den sie mal geheiratet hat! Und überhaupt kann und will sie sich nicht vorstellen, dass die Kinder keine richtige Freude mehr verspüren können. Sie beschließt, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen…

 

Dieses weihnachtliche Kinderbuch von Rafik Schami hat mir wieder richtig gut gefallen. Mit treffenden Worten und farbenfrohen Illustrationen erzählt der Autor eine Geschichte, die zugleich stimmungsvoll ist und gleich mehrere problematische Themen anspricht.

 

Da ist zunächst ein kleiner, dunkelhäutiger Junge, der traurig in das reich geschmückte Schaufenster eines Spielwarenladens irgendwo in Deutschland schaut. Kurz zuvor wurde er noch verprügelt, vermutlich kennt er Rassismus aus eigener, leidvoller Erfahrung. Seine Mutter ist eine arme Frau, die hofft, eine Arbeitsstelle zu bekommen.

 

Praktisch als Gegenpol wird das Thema Konsum und Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes aufgegriffen. Ein Punkt, der den Weihnachtsmann in der Geschichte besonders deprimiert. Obwohl er an der aktuellen Entwicklung nicht ganz unschuldig ist, wie man Elisas Erinnerungen entnehmen kann. Bilder zeigen Kinder aus aller Welt, auch aus Kriegs- und Krisengebieten, dabei geht es auch um die Diskriminierung von Andersdenkenden und -gläubigen.
»Und seit wann kümmerte er sich nicht mehr um die Menschen in China, Korea, Japan, Südostasien und Arabien, weil sie dort angeblich nicht den rechten Glauben hatten?«

 

Dies ist eine absolut zeitgemäße Geschichte und Elisa zum Glück eine selbstbewusste, moderne Frau. Sie wartet nicht ab, ob ihr Mann noch die Kurve bekommt oder versucht, ihn irgendwie zu beeinflussen, sondern sie schlüpft einfach selber in den Mantel des Weihnachtsmanns, denn was ein Mann kann, kann eine Frau eben auch.

 

Fazit: Diese tolle Geschichte zum Vor- und Selberlesen verbreitet weihnachtliche Stimmung und bringt gleich mehrere Probleme gut verständlich auf den Punkt.