Rezension

Weisheit und Satire in Einem

Eine Insel - Terry Pratchett

Eine Insel
von Terry Pratchett

Bewertet mit 5 Sternen

Mau lebt auf einer Insel. Er kennt nichts anderes als diese Insel, er hat immer hier gelebt und seine Familie, sein Volk hat auch immer hier gelebt und kennt nichts anderes. Als ein Tsunami über die Insel hereinbricht und seine ganze Familie ins Meer spült, bleibt er allein zurück. Verloren irrt er in den Überresten seines Dorfes herum bis er Daphne trifft. Daphne ist eindeutig keine Einheimische der Insel, im Gegenteil: sie ist ganz anders, sieht anders aus, spricht eine fremde Sprache und zuerst können die beiden nicht viel miteinander anfangen. Aber dann kommen sie sich näher, fangen an sich zu verständigen; zuerst nur mit Gebärden, dann aber lernen sie die Sprache des jeweils anderen. Das geht mit vielen witzigen Mißverständnissen und Diskussionen einher, da Daphnes Gebräuche und Gewohnheiten so ganz anders sind als Maus. Sie streiten sich, sie vertragen sich, sie werden Freunde und fassen neuen Lebensmut und fangen gemeinsam an, den Teil der Insel zu erkunden, den auch Mau bisher nicht kannte.

Wenn man das so liest, hört es sich erstmal nach nicht so viel an; vor allem hört es sich eigentlich nach einem ganz anderen Buch an als es tatsächlich ist. Die Story ist nicht halb so tragisch wie es aussieht, oder besser gesagt: sie ist tragisch aber mit Pratchetts wunderbarem Wortwitz erzählt so daß es immer wieder Momente gibt, schon am Anfang, wo man unweigerlich grinsen muß obwohl eigentlich alles so schrecklich ist. Als dann die Gefechte, mit Blicken, Gesten und Worten, zwischen Mau und Daphne starten, hab ich immer wieder lauthals gelacht. Pratchett schafft es, so viel wichtige Themen, Erwachsenwerden, Liebe, Toleranz und die (gezwungene) Erweiterung des eigenen Horizonts, in einer Geschichte unterzubringen, die sich so leicht liest, daß man im ersten Augenblick gar nicht mitkriegt, wieviel der Autor einem da mitgibt. Ich habe bei dem Buch sowohl herzlich gelacht als auch immer wieder innegehalten um über diese Sachen nachzudenken. Pratchett ist ein Satiriker im besten Sinne, komisch aber alles andere als flach. Das liebe ich auch in seinen Scheibenweltromanen, aber dieser Titel steht für sich allein und wer die Scheibenwelt nicht kennt oder etwas Scheu vor Fantasy hat, könnte hiermit ganz gut in Pratchetts Romanwelt einsteigen.