Welche Geschichte stimmt?
Der Psychothriller hat ein paar interessante Wendungen, die mich überrascht haben. Zu Beginn erfährt man die Hintergrundgeschichte aus Sicht von Emily, doch mit der Zeit kommen weitere Ansätze hinzu. Als Leser*in fragt man sich, was ist tatsächlich vorgefallen, sodass Emily und Sofia fast komplett isoliert in einem abgelegenen kleinen Küstenort versteckt leben. Für Sofia muss es ziemlich schwer sein, da sie von ihrer Mutter für meinen Geschmack überbehütet für einen Teenager aufwächst. Nicht erstaunlich, dass sie sich aufgrund mangelnder realer Freund*innen in die Social Media Welt flüchtet und dort Kontakte sucht.
Die Beschreibung der Charaktere und ihre Beziehung zueinander finde ich an manchen Stellen etwas gekünstelt. Beispielsweise Siezen sich Mr. Woods und Emily nach über zehn Jahren immer noch, obwohl sie ein sehr enges, unterstützendes, fast familiäres Verhältnis haben. Die Freundschaft zwischen Emily und Nancy kommt mir auch eigenartig vor und Emily ist schon am zweiten Tag genervt, wenn sie für ihre Freundin da sein soll nach einem Krankenhausaufenthalt und Selbstmordversuch. Dies sollte eine Selbstverständlichkeit unter Freundinnen sein, noch dazu hat Emily vorher als Krankenschwester gearbeitet, da sollte sie sozialer eingestellt sein.
Ansonsten hat mich die Geschichte vor allem im letzten Teil sehr überrascht. Zwischenzeitlich war nicht immer klar, welche Sichtweise nun die aktuellen Ereignisse darstellt und welche Person möglicherweise ein falsches Spiel spielt und lügt. Das Ende hat mich dann noch ein weiteres Mal überrascht, auch wenn ich jetzt nicht näher darauf eingehen möchte, da ich nicht das Überraschungsmoment verderben möchte.