Rezension

Wendungsreich und antmosphärisch, perfekt für zwischendurch

Nordseebunker. Ostfrieslandkrimi - Sina Jorritsma

Nordseebunker. Ostfrieslandkrimi
von Sina Jorritsma

Bewertet mit 4 Sternen

Hierbei handelt es sich um den dritten Band rund um die beiden Kriminalermittler Wolter und Köhler. Man kann die Bände jedoch auch getrost unabhängig voneinander lesen.
Für mich ist es das erste Buch aus dieser Reihe und ich hatte keine Probleme mitzukommen.
An dieser Stelle vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar. Dies beeinflusst meine Meinung jedoch in keinster Weise.

Zunächst war ich ziemlich skeptisch, da das Buch eine doch geringe Seitenanzahl aufweist und ich Bedenken hatte, ob es auch tiefgründig genug wäre.
Ich hab mir völlig umsonst Sorgen gemacht, denn der Autorin gelingt es spielend leicht, nicht nur die Charaktere zum Leben zu erwecken, sondern auch den Charme Ostfrieslands sowie den Kriminalfall richtig gut rüberzubringen.
Einige Charaktere wirken zwar etwas blass, was das Geschehen jedoch nicht negativ beeinflusst.Viel mehr wird es dadurch geheimnisvoller und undurchdringlicher.

Den Einstieg gelang mir auch gleich recht gut. Die Autorin hat eine sehr einnehmende und leichte Art zu schreiben, so das man flugs durch die Seiten rauscht.
Hierbei erfährt man vor allem die Perspektiven von Seiten der Ermittler, was dem Fall sehr viel Ausdruck verschafft. Man kann wundervoll an den Ermittlungen teilhaben und auch seinen eigenen Überlegungen nachgehen.
Köhler und Wolter bekommen es hier mit einem kniffligen Fall zutun und ab erster Sekunde liegt der Fokus genau darauf.
Im Herzen Ostfrieslands geschieht ein Mord oder doch nicht?
Wir bekommen es mit einem Opfer zutun, das keine Synpathiepunkte hegt und zudem ziemlich verschroben und eigenbrötlerisch wirkt.
Und genau das ist der Punkt, der am interessantesten ist: Die Fassade.
Wieviel Wahrheit steckt dahinter und was verbarg sich letztendlich wirklich hinter Onno Hettema?

Mich hat der Fall sofort mitgerissen und ich begab mich eifrig auf Spurensuche.
Besonders Onno hat mir keine Ruhe gelassen.
Ein Mann voller Geheimnisse und noch mehr Perfidität, die sich gewaschen hat.
An dieser Stelle darf man keinen Krimi erwarten,der vor allem mit Action und Brutalität punktet.
Natürlich spielen diese Elemente durchaus eine Rolle,aber anders als erwartet.
Viel mehr ist dies ein gut durchstrukturierter und komplexer Kriminalroman,der bis zum Schluss mit Überraschungen aufwartet.
Mir haben besonders gut die Ermittlungen gefallen. Ganz besonders Dortje hatte es mir angetan. Für mich ist sie das Herzstück bei den Charakteren.
Insgesamt sind die Charaktere authentisch, greifbar und mit allerlei Ecken und Kanten versehen.
Es gibt kaum jemanden der keine Leiche im Keller hat und das macht es im Endeffekt auch so interessant und spannend.
Besonders Dortje hat mir immer wieder ein schmunzeln entlockt. Es ist nicht das, was sie sagte, sondern was sie damit verkörperte.
Auf dem Weg zur Auflösung trifft man auf allerlei Verdächtige und ich musste meinen Fokus immer wieder auf jemanden anderen lenken. Denn der Autorin gelingt es auf geniale Art und Weise immer wieder Wendungen einzubauen, die man überhaupt nicht erwartet.
Ich war gefangen zwischen Mitgefühl, Wut und Fassungslosigkeit.
Oft weiß man wirklich nicht, was man denken, geschweige denn fühlen soll.

Dazwischen erfährt man auch einiges aus dem Privatleben der Ermittler.
Ich mochte es sehr gern, das man auch auf die zwischenmenschlichen Aspekte eingegangen ist, ohne es zu sehr in den Vordergrund zu rücken.
Es hat dem Ganzen etwas Leichtes und unbeschwertes gegeben. Gezeigt, das auch Normalität gibt und nicht nur Intrigen, Racheglüste und Abgründigkeit herrscht.
Mein einziger Kritikpunkt: leider kam für mich die Emotionalität nicht ganz so heraus. Sprich, ich konnte leider nicht mit jedem fühlen. Was ich etwas schade empfand, denn gerade die Emotionen sprechen eine klare Sprache.
Nichtsdestotrotz konnte mich dieser Fall sehr gut unterhalten.
Ich konnte mich mehr als gut in die Charaktere hineinversetzen und sie wirklich verstehen. Deswegen aber noch lange nicht alles gutheißen.
Es ist nur allzu menschlich, wie sie reagieren und doch ist es nicht immer der richtige Weg.

Sina Jorritsma hat ein Gespür dafür, das Setting klar vor Augen zu führen und gleichzeitig aufzuzeigen, das nicht alles nur Sonnenschein und Idylle pur ist.
Die Vergangenheit ruht nicht und noch weniger die Gegenwart.
Oft fehlt nur ein kleines bißchen, bevor alles eskaliert.
Es geht um Träume und Hoffnungen, aber auch um längst vergangene Zeiten, die sehr viel Schmerz und Wut auf das Ganze werfen.

Wer einen leichten und dennoch spannenden Kriminalroman für zwischendurch sucht, ist hier bestens aufgehoben.

Fazit:
Mein erster Ostfrieslandkrimi rund um die beiden Ermittler Köhler und Wolter.
Er hat mich mehr als gut unterhalten und das ein oder andere Mal zum schmunzeln und sinnieren gebracht.
Sina Jorritsma hat ein Händchen für Ostfrieslandkrimis.
Denn mit einer leichten und dennoch einnehmenden Art, entführt sie den Leser in die Idylle und zeigt, das längst nicht alles nur Sonnenschein beinhaltet.
Oft lauern die Schatten dort wo man sie am wenigsten erwartet.
Ein gut durchstrukturierter Ostfrieslandkrimi der mit einem tollen Setting und ausdrucksstarken Charakteren punktet.
Daneben bekommt man einen komplexen und wendungsreichen Kriminalfall,der bis zum Ende mit Überraschungen aufwartet.
Absolut gelungen.

Kommentare

hobble kommentierte am 20. August 2018 um 06:15

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