Rezension

Wenn Bücher, jemandem zum Weinen bringen...

Zerbrechlich - Jodi Picoult

Zerbrechlich
von Jodi Picoult

Bewertet mit 5 Sternen

Eine junge Frau sitzt auf dem Sofa. Eingemummelt in einer Decke, vor ihr auf dem Tisch dampft eine Tasse Tee. Doch sie bemerkt nicht, dass der Tee kalt wird, denn sie hat ein Buch auf den Knien und hat die Welt um sich vergessen.

Ganz langsam rinnt eine Träne über ihre Wange, sie klappt das Buch zu, streichelt noch einmal über den Einband und seufzt.

Es war eine traurige Geschichte, die sie im Herzen schwer gemacht hat. Es war eine Geschichte, die sie zwischendurch sehr, sehr traurig gemacht hat, über die sie zwischenzeitlich einfach reden musste, um das Gelesene zu verdauen. Trotzdem las sie immer weiter und weiter. Begab sich in eine Welt voller Lügen, Misstrauen, bösen Gedanken und verzweifelten Kinder. Eine Welt voller Schmerz, die sie mit einer besonderen Romanfigut teilte: mit Willow.

Willow leidet an der Glasknochenkrankeit. Wenn sie fällt kann es sein, dass sie sich die Wirbelsäule bricht, wenn sie nachts schläft und sich umdreht kann es sein, dass sie aufschreckt durch ein Knacken, dass ihren Armbruch ankündigt. Sie ist kleiner, als andere Fünfjährige, doch sie ist klug und hat ein Herz. Sie liebt ihre Familie und ihre Familie liebt sie.

Doch eines Tages gibt es die Möglichkeit eine Klage anzustrengen und Geld für Willows Leben einzufordern. Aber was bewirkt so eine Klage, wenn die Eltern verschiedene Auffassungen von Liebe haben? Was passiert mit einer älteren Schwester, die merkt, dass niemand weiß, dass sie existiert? Was geschieht, wenn ein Kind fragt:' Mama, willst du mich nicht mehr?'

Die junge Frau war sprachlos, weil sie diese Dinge las. Weil die Geschichte einer Familie, in allen guten und grausamen Facetten vor ihr ausgebreitet wurde. Gefühle wurden beschrieben und gelebt. Sie litt mit Willow, aber auch mit deren Vater. Sie war wütend als die Mutter nur noch an sich dachte und sie verstand teilweise die ältere Tochter.

Lange hatte sie kein Buch mehr gelesen, in dem jedes Gefühl so detailliert beschrieben war, dass man es nachleben konnte. Trotzdem waren die Worte liebevoll und vorsichtig gewählt. Jede Figur kam zu ihrem Recht auf eine freie Meinung. Es gab die Figur, die mal liebte ohne Fragen und es gab die Figur, die man hasste und sich fragte warum sie existierte.

Stück für Stück konnte man eintauchen in einen Ozean der Gefühle und vor allem der Liebe. Jodi Picoult brachte die junge Frau schon einmal zum Weinen mit dem Roman 'Beim Leben meiner Schwester'. Und auch diesmal braucht man Taschentücher.