Rezension

Wenn das Cover zu viel verspricht

Schwarzwälder Morde -

Schwarzwälder Morde
von Linda Graze

Bewertet mit 3 Sternen

Wenn man Schwarzwälder Kirschtorte und Krimis so sehr liebt wie ich, kann man sich der Verlockung dieses Covers gar nicht entziehen. Und so begann ich mit großer Euphorie zu lesen. Anfangs mit viel Schmunzeln. Dann wurde ich zunehmend müde und ja, auch gelangweilt. Zum Ende blieb Enttäuschung zurück.

 

Der Kommissar Justin Schmälzle ist Veganer und Badener mit hawaiianischen Wurzeln. Sein Kollege Scholz trägt gerne Schwarz und mag es eher ruhig bei der Arbeit. Als eine Moorleiche mit eingeschlagenem Schädel gefunden wird, wird es unruhig im Kommissariat. Und noch unruhiger wird es, als die Posten-Putzfrau etwas erzählt von verschobenen Grenzsteinen und jemand den Investor einer geplanten Ferienanlage in den Fuß schießt.

 

So weit so gut. Das besondere Genre der Lokal- bzw. Regiokrimis wird aus literarischer Sicht eher wohlwollend belächelt. Es spielt gerne mit den landschaftstypischen Besonderheiten/Marotten der dort lebenden Menschen und nutzt alle denkbaren Klischees des Landstrichs. Die Leserschaft setzt sich mehrheitlich aus Menschen zusammen, die „ihre“ Heimatgegend im Roman wiederfinden wollen. Insofern bemühe ich mich mit allem Wohlwollen, diesen Regiokrimi zu beurteilen. Er lebt in erster Linie von seinen Dialogen. Streckenweise meine ich, ein für Schauspieler ausgedrucktes Textbuch zu lesen. Denn die Autorin hat  wenig Wert gelegt auf mit allen Sinnen wahrgenommene Beschreibungen, die den Text farbig, emotional nachvollziehbar und vorstellbar-lebendig gemacht hätten. Die Hauptakteure traten auf und ab wie in einem Theaterstück, sie sagen ihren Text, aber der Leser bekommt sie nicht vor sein inneres Auge, er spürt sie nicht. Was mir im ersten Drittel des Buches ausnehmend gut gefiel, waren die herrlich komischen Spiele mit Redensarten, Wörtern und mundartlichen Ausdrücken. Auch gefällt das Ausschöpfen einer gewissen Situationskomik, wenn in den Dialogen das Missverstehen durch falsche Wortbezüge passiert. Aber – und hier zitiere ich die Autorin selbst – „auch wenn etwas ausgiebig ist, muss es nicht ergiebig sein“! Diese soeben geschilderte Art der Dialoge läuft sich nach einer Weile tot. Das Lesen beginnt zu ermüden. Die Handlung schleppt sich, insbesondere weil sie keine Überraschungen bietet und sehr vorhersehbar ist. Den eingeschobenen kurzen historischen Szenen fehlt es ebenfalls an Spannung, an Überraschendem, an Unvorhergesehenem. Ich persönlich mag es im Übrigen gar nicht, wenn Musikbeispiele und Songtexte in die Handlung einfließen. Sie dienen nur den Lesern, die die Stücke im Ohr haben, für alle anderen sind sie sinnlos.

Fazit: Ich wünsche dem Buch sehr, dass es in die Hände eines fähigen Regisseurs gelangt. Denn als Film, der von spritzig-witzigen Dialogen lebt, wäre das Buch bestimmt ein Hit.