Rezension

Wenn das ihr bester Roman ist, will ich die anderen nicht lesen

Jagd - Liza Marklund

Jagd
von Liza Marklund

Auf keinen Fall eine Kaufempfehlung!

Wow, für den Roman habe ich lange gebraucht. Ich war mir mit der Leseprobe am Anfang nicht ganz sicher, was ich davon halten soll und kann den Roman leider auch nach dem Lesen nicht wirklich weiterempfehlen.

Liza Marklunds Kriminalroman "Jadg" ist ein neuer Fall für die Journalistin Annika Bengtzon und ist laut Kritikermeinung Dogens Nyheter einer der besten Romane von Liza Marklund. Ich kann dazu leider nur sagen, dass sich das für mich wie ein Armutszeugnis für die vorherigen Werke anhört.
An einem verregneten Maitag wird der Geschäftsmann und ehemalige Politiker in seiner Villa tot aufgefunden. Sowohl sein Hund als auch er wurden brutal zugerichtet, währenddessen von seiner Frau jede Spur fehlt. Ingemar Lerberg konnte zwar gefoltert, aber lebendig aufgefunden werden, doch noch ist der Ausgang für ihn ungewiss. Hier kommt Annika Bengtzon ins Spiel, die scheinbar schon aus Vorromanen als Journalistin des Abendblatts bekannt ist.

Glaubt man den Kritikerstimmen erwarten einen nun "eine spannungsreiche Geschichte mit unterhaltsamen Einklicken" in den Journalismus, doch ich finde in diesem Roman nur langweilige Aneinanderreihung von Geschehnissen, einen teilweise etwas fragwürdigen Schreibstil und mitunter auch fragwürdigen Inhalt. Das erste Mal habe ich beim Lesen eines Romans Notizen gemacht um auf keinen Fall etwas von dem zu vergessen, was mir beim Lesen falsch aufgestoßen ist.

Zuerst zu den Grundeigenschaften des Buches. Schon als ich es ausgepackt hatte ist es mir der Größe wegen irgendwie missfallen. Es ist zwar kein Hardcover, trotzdem ist es durch die etwas zu groß geratenen Maße unhandlich und sperrig. Die Farbenauswahl macht es zudem nicht zwingend zu einem Hingucker. Die einzelnen Kapitel sind nicht wie üblich durch Nummerierung oder Zeichnungen unterteilt, sondern werden nur hin und wieder durch wirr erscheinende Kursivtexte unterbrochen, die scheinbar absolut keinen Zusammenhang haben und eher Fragen aufwerfen, als dass sie Lesegenuss versprechen. Um das 'wirre' deutlich zu machen, hier ein Zitat aus einem der Kursivtexte: "Fast so, als wäre ich Gott, sagte ich. Mama lachte mich an, das war zu der Zeit, als sie noch lachte. Aber dann hörte sie auf zu lachen, und ich hörte auf, Gott zu sein." Sofern ich das beurteilen kann scheint das keinen Bezug zum Geschehen darzustellen. Es gab auch andere Zeilen, die mir eher missfielen, als dass sie positiv aufgefallen sind, jedoch bringt es nicht diese alle abzuschreiben.

Ein weiterer Faktor, der mich beim Lesen gestört hat, ist abgesehen davon, dass mir ab und an der Gedanke kam, ob nicht vielleicht doch ein Schüler diesen Text verfasst hat, die Tatsache, dass die Geschichte durch unnötige Wiederholungen oder minituös detaillierte Beschreibungen künstlich in die Länge gezogen wird. Werden beispielsweise im Handlungsverlauf Geldscheine gefunden, muss der Leser sich durch eine dreiviertel Seite quälen, die nur davon handelt, wie die Geldscheine aussehen, welche Personen auf den beiden Seiten der Geldscheine zu sehen sind und um exakt welche Geldnoten es sich handelt. Sowas kann man auch deutlich kürzer und damit weniger nervig schildern.

Teilweise ist auch die Handlung ansich etwas skurril, so spricht eine Stelle beispielsweise davon, dass einer Figur im Roman das Glied ersteift, nur weil Leute bei seinem im Internet bissig verfasstem Kommentar auf 'Gefällt mir' klicken.
Auch die generelle Geschichte ist nicht wirklich so klar dargelegt, dass man jederzeit genau sagen könnte wo man sich im Geschichtsverlauf befindet. Zwischenzeitlich ist mir als Leser erst nach einigen Seiten überhaupt klar, aus welcher Perspektive in diesem Augenblick geschildert wird und so wird meiner Meinung nach eher Verwirrung gestiftet, als dass es 'spannende Einblicke aus jedem Blickwinkel' ermöglicht, wie es von Kritikerstimmen heißt.

Ohne das Ende verraten zu wollen, muss ich leider gestehen, dass dieses -sofern man den groben Kontext der Geschichte verstanden hat- keine sonderlich große Verwunderung oder ähnliches mit sich bringt. Es ist also leider so schon ab etwa Mitte des Romans absehbar.

Alles in allem gebe ich für diesen Roman auf keinen Fall eine Kaufempfehlung ab. Selbst wenn der Roman zu üblichen Taschenbuch-Preisen erhältlich wäre, so gibt es doch bessere Romane, für die es sich eher lohnt Geld auszugeben.