Rezension

Wenn dein Land plötzlich nicht mehr dein ist

Morgen war Krieg - John Marsden

Morgen war Krieg
von John Marsden

Bewertet mit 5 Sternen

Das ist mal ein Buch, das ich immer wieder lesen kann, obwohl es eigentlich ein Jugendbuch ist. Eigentlich deshalb, weil es zwar um eine Gruppe von Jugendlichen geht, diese aber von einem Tag auf den anderen erwachsen werden müssen.

Elli, die Ich-Erzählerin, und ihre Freunde leben im australischen Outback. Für diese Jugendlichen ist Traktor fahren oder Wurzeln sprengen so normal wie für unsere Großstadtkids das Skaten. In den Ferien beschließen sie, weit in die Berge zu fahren und dort zu campen. Zuerst ist alles so, wie es sich gehört. Lagerfeuer, Romantik, Spiele, Abenteuer. Doch dann hört Elli eines Nachts Flugzeuge über sie hinwegdröhnen, und als sie morgens aufwachen, ist das nicht mehr ihr Land. Eine fremde Nation (die nie genauer beschrieben wird, was ich sehr cool finde, denn eigentlich ist es doch egal, wer einen anderen überfällt) ist gewaltsam und kriegerisch in Australien eingedrungen und hat das Land übernommen. Sie töten, sie rauben, sie sperren die Menschen in Konzentrationslager. Für Elli und ihre Freunde beginnt ein gnadenloser Kampf ums reine Überleben, und sie haben nur einen Vorteil auf ihrer Seite: Sie kennen sich hier aus und sie wissen, dass man aus den einfachsten Dingen die mörderischsten Waffen bauen kann.

Der Schreibstil ist einfach nur klasse. Marsden, der ja ein Mann ist, bringt die Figur der Elli so überzeugend rüber, dass man keine Sekunde an ihr zweifelt. Ihre Freunde sind - ohne Klischees zu übermäßig zu bedienen - die üblichen Jugendlichen von nebenan. Der Coole, die Schüchterne, die Frau, die nicht mal in den Busch ohne ihr Make-up gehen kann. Trotzdem sind sie so lebendig, als würden sie tatsächlich irgendwo um die Ecke wohnen. Der Krieg ist grausam, und das wird auch so beschrieben. Die Acht sind keine Superheldentruppe, sie töten, sie werden verletzt, sie bluten, sind dreckig. Die Beschreibungen sind so eindringlich, dass man selbst die Fliegen summen hören kann, wenn wieder einmal Tote gefunden werden.

Ich finde, dieses Buch sollte Schullektüre werden. Erstens hätte dann mal einer Spaß dabei, zweitens lernt man auch was. Krieg hat nichts mit Helden zu tun - es geht immer um wirtschaftliche Interessen, und es gibt niemals Sieger, nur Verlierer.