Rezension

Wenn der Mensch anfängt Gott zu spielen..

Desert Heaven - Oliver Haindl

Desert Heaven
von Oliver Haindl

Desert Heaven ist ein kleines verschlafenes Nest mitten in der Wüste, deren Bewohner sich mit dem gemächlichen Trott des Lebens abgefunden haben. Die junge Journalistin Tina Caruso hat schon von Kindesbeinen an gegen das trockene Pflaster rebelliert und sich pünktlich zu ihrem 18. Geburtstag aus dem Staub gemacht. Als sie vom Tod ihrer Mutter erfährt, kehrt sie in die Einöde zurück und traut ihren ermüdeten Augen nicht, als sie nach einer langen Autofahrt plötzlich eine blaue Fontäne in den Himmel schießen sieht und kurz darauf über mehrere Leichen stolpert. Als sie dann noch an der Tankstelle von dem Gangster T-Rex mit einer Waffe bedroht wird, weiß sie, dass es nicht immer eine gute Idee ist in die Heimat zurückzukehren.

Warum liegt das Wüstendorf wie eine Geisterstadt zu ihren Füßen? Warum funktionieren weder die Notstromaggregate, noch Batterien oder Radios? Und was geschieht wirklich in der großen Lagerhalle über der stillgelegten Mine?

Für Oliver Haindl war dies das Erstlingswerk und sein Beruf als Ingenieur der Versorgungstechnik erklärt den Hintergrund für das sehr technik- und physiklastige Geschehen in der Abgeschiedenheit, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Insgesamt werden die Probleme mit den Maschinen der Quantenphysik und die daraus resultierenden Atomeigenschaften zwar anschaulich erklärt, trotzdem war dieses Wissen in einem Thriller für mein Empfinden fehl am Platze, weil die Handlung dadurch einen Touch zu fiktional wurde und ich mich mehr auf gruselige Momente in der Geisterstadt gefreut habe.

Beim Lesen wurde mein Gefühl immer deutlicher, dass ich Haindls Debüt in die Kategorie „Männerthriller“ einordnen würde – eben weil die Herren intensiver an der Dramatik rund um die Computern mitfiebern können und mit Tina sogar eine sehr attraktive Protagonistin zur Seite gestellt bekommen, die ihre Reize nur zu gerne einsetzt.

Die Liste der Personen ist überschaubar und somit sind alle auftretenden Personen auch gleichzeitig im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, doch eine Verbindung zu ihnen konnte ich nicht aufbauen, da sie entweder zu flach (Tom, ein Automechaniker) oder naiv (Cindy, ein Teenager) bzw. zu unsympathisch waren, wodurch mir ihr Schicksal herzlich egal war. Mir hat in der Geschichte ein taffer Anführer gefehlt, der in seiner Komplexität zur Heldenfigur avanciert – T-Rex wäre ein guter Kandidat dafür gewesen. Dagegen waren die überlebenden Soldaten der US-Regierung für mich ein Störfaktor, deren Rolle mich bis zuletzt eher genervt hat, da sie die Devise „was ich nicht kenne, zerstöre ich“ blind und dümmlich verfolgt haben.

Ein Debüt ist für Leser immer eine spannende Lektüre und ich finde, dass der Autor trotz einiger Kritikpunkte meinerseits eine solide Arbeit geleistet hat, die durchaus ihre Spannungsmomente hat, aber mich nur zum Teil gewinnen konnte. Die Warnung, die hinter dem Unglück steht, macht es durchaus lesenswert und sollte uns immer wieder vor Augen führen, dass ein Fortschritt auch nach hinten losgehen kann.

Die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken sollte man vor dem Lesen nicht anschauen, denn es verrät bis auf den Ausgang ziemlich viel und sollte für eine Neuauflage eventuell noch einmal überarbeitet bzw. gekürzt werden!