Rezension

Wenn der Müllmann zweimal klingelt

Spademan - Adam Sternbergh

Spademan
von Adam Sternbergh

Bewertet mit 3 Sternen

Eine Bombe hat den Times Square zerstört und die darauffolgenden Anschlänge durch Autobomben haben Manhatten immer mehr verwahrlosen lassen. Ein Großteil der Bevölkerung hat die ehemalige Metropole verlassen, der Rest flüchtet sich per Computerbetten in eine virtuelle Welt.

Seit dem Untergang ist Spadman nicht mehr Müllmann, sondern Auftragskiller. Er hat nur wenige Regeln. Er will keine Hintergrundinformationen - nur einen Namen - und er tötet nur Volljährige Personen. Alles andere interessiert ihn nicht, er ist nur die ausführende Kugel, nicht der Schütze.

Gerade hat er sein nächstes Opfer ausfindig gemacht als er die brisante Wahrheit herausfindet - sein Ziel ist schwanger, also kann er den Auftrag nicht ausführen.

Doch sein Auftraggeber lässt sich damit nicht so leicht abwimmeln.

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Was besonders vom Klappentext her wirklich spannend klang [Ich töte Männer. Und ich töte Frauen, denn ich will nicht diskriminierend erscheinen.] hat sich leider relativ schnell als etwas ganz anderes entpuppt als ich erwartet hatte. Ich hoffte auf einen schnellen, harten, skrupellosen Auftragskiller Thriller in einer zerstörten Stadt. Doch das kriegt man leider nicht.

Stattdessen scheint man irgendwie gerade in die melancholische Phase des Spademan einzutauchen, die ihn eher zur Umkehr bringt als ihn wirklich als Auftragskiller erscheinen zu lassen.

Gleich der erste Kill - und der Auftrag geht schief. Eine Schwangere kann er nach seinen Prinzipien nicht töten, aber deswegen muss er sie doch eigentlich nicht gleich beschützen. Doch genau das passiert. Spademan nimmt sich Persephone an und beschützt sie vor ihrem Vater, ein Fernsehprediger. Kein Blut, kein Mord, keine Brutalität, eigentlich nichts dabei was auf einen Thriller schließen lässt. Auch nicht gerade die Vorgehensweise die man sich von einem Auftragskiller erwartet.

Viel mehr scheint man sich hier mit einer Geschichte konfrontiert, die unsere Gesellschaft angreift. Immerhin wurde eine der größten Städte, New York, durch Anschlagsserien zu Grunde gerichtet und die reiche Bevölkerung flüchtet sich in eine virtuelle Welt. 

Klingt eigentlich gar nicht so futuristisch wie es im ersten Moment sein mag. Gerade, dass die realte Welt währenddessen weiterhin schlechter wird, scheint die glücklichen "Bettsurfer" nicht zu stören.

Somit gleitet die Geschichte aber ehr in eine Gesellschaftskritik an der virtuellen und reichen Welt ab als ein Thriller zu sein.

Zudem kommt noch eine sehr starke religiöse Komponente, da die nachfolgende Zielscheibe ein Fernsehprediger ist. Eine Mischung aus "Religion zur Errettung der Überlebenden" und "Atheist aus Überzeugung". Zugleich ein Kampf zwischen den Vorgaben der Kirche und dem realten Leben der Gläubigen in Bezug auf sexuelle Komponenten. Überhaupt kein Thema das mich wirklich interessiert.

Was das sprachliche angeht, war ich mir die ganz Zeit auch nicht wirklich sicher. Einerseits finde ich die Ich-Erzählpersektive nicht schlecht, gerade da man sich im Kopf von Spademan befindet. Andererseits sind rein typographisch die Denkpassagen überhaupt nicht von den Dialogen zu unterscheiden, man kann nicht einmal erkennen, ob eine andere Person spricht. Mit einigem an Eingewöhnungszeit kriegt man das zwar schon hin, allerdings macht es das Lesen schon ein wenig anstrengend.

Ich habe mich stellenweise viel zu sehr an den Film Surrogates erinnert gefühlt. Mit der großen Ausnahmen, dass es nicht darum geht die gesamte Menschheit zu retten, sondern ein einzelnes schwangeres Mädchen. 

Es war alles in allem leider gar nicht die Geschichte die ich mir erwartet hatte. Kaum Thriller, mehr ein Science Fiction Roman. Für einen wirklichen Thriller hat definitv die Spannung gefehlt.

Hätte ich mit einer solchen Geschichte gerechnet wäre die Geschichte wahrscheinlich gar nicht so schlecht, aber auf Grund der Thriller Erwartungen leider ziemlich unten durch.