Rezension

Wenn die Guten nicht kämpfen

Unter Wölfen - Alex Beer

Unter Wölfen
von Alex Beer

Bewertet mit 4 Sternen

~~„Wenn die Guten nicht kämpfen, siegen die Schlechten“ Isaak Rubinstein lässt sich von seiner früheren Freundin Clara, die im Nürnberger Widerstand aktiv ist, überreden in die Rolle des Sonderermittlers und Sturmbannführers Adolf Weissmann zu schlüpfen. Die äußerliche Ähnlichkeit ist da und der Weissmann bereits unschädlich gemacht. Dafür will Clara Isaaks Familie vor der nahenden Deportation retten und verstecken.

Weissmann sollte als Sonderermittler den rätselhaften Mord an der Schauspielerin Lanner aufklären, die in der Wohnung von Obersturmbannführer Nosske zu Tode kam. Und so sieht sich der jüdische Antiquar Isaak plötzlich in der Höhle des Löwen einer schier unlösbaren Aufgabe gegenüber. Er muss einen Mord aufklären und gleichzeitig alle mit seiner Rolle überzeugen. Aber was er nicht ahnt, Weissmann hat den Anschlag überlebt…

Vorweg – der Krimi ist unglaublich spannend geschrieben, man fiebert mit Isaak, dem buchstäblich in jedem Augenblick die Enttarnung droht. Da gibt es Begegnungen mit Leuten, die Weissmann kannten, er muss Insiderwissen vortäuschen und soll außerdem noch an Informationen für die Widerstandsgruppe „Fränkische Freiheit“ sammeln. Mehr als einmal hilft ihm der blanke Zufall aus brenzligen Situationen.

Der Krimi hat als historischen Hintergrund das Jahr 1942 gewählt, die Nazi müssen Misserfolge an der Ostfront vertuschen und gleichzeitig soll die „Umsiedlung“ der jüdischen Bevölkerung in den Osten erfolgen. Man ahnt, was das heißt und die Stimmung auf den Straßen ist sehr gut eingefangen. In den Wohnungen, in denen die verbliebene jüdische Bevölkerung gepfercht wird, wechseln sich Hoffnungslosigkeit und Selbsttäuschung ab. Vielleicht wird es nicht so schlimm, hoffen vor allem die älteren Menschen der jüdischen Gemeinde.

Allerdings bleibt dieser historische Kontext wirklich nur eine Tapete. Zwar sind die Daten und Ereignisse aus dem Nürnberg dieser Zeit korrekt, aber sie dienen wirklich nur als farbiger Hintergrund. Im Mittelpunkt steht das Katz und Maus Spiel von Isaak Rubinstein gegen seine Gegner. Da muss, wie bereits erwähnt, viel zu oft der Zufall eingesetzt werden. Aber so bleibt der Spannungsbogen bis zum Schluss sehr hoch. Das liegt auch an dem engen Zeitrahmen, den die Geschichte hat, denn es bleiben nur wenige Tage, den Plan durchzuführen. Ich finde, die Autorin kann mitreißend schreiben und packt die Leser von der ersten Seite an. Da kann ich auch akzeptieren, dass mich das Zeitbild nicht ganz überzeugt hat.

Mit Isaak hat die Autorin auch eine sympathische Figur erschaffen, die in Notsituationen über sich selbst hinauswachsen muss und dessen Wandlung vom zurückhaltenden jüdischen Antiquar zum durchsetzungsstarken Ermittler in wenigen Stunden gelingt.

Am Ende scheint es, dass Isaak seine Bestimmung gefunden hat und das lässt auf Folgebände schließen, auf die ich schon sehr gespannt bin.