Rezension

Wenn die Kunst stirbt

Liebe in Zeiten des Hasses -

Liebe in Zeiten des Hasses
von Florian Illies

Bewertet mit 3 Sternen

Von der Thematik her unglaublich toll. Aber leider zu Beginn sehr langweilig, wenig fesselnd. Der Einstieg fiel sehr schwer.

"Er hasste es zu sprechen, er hasste zu blicken, weil es ihn störte, sehnsüchtig zu leben. Der Emigrant liebte sein Land sehr. Niemand hatte ihm verboten, sein Land zu lieben. Aber es war ihm verboten, sein Land zu bewohnen. Qual und Sehnsucht sind, was ich forttrug aus meinem Land." (Seite 284)

In seinem Buch beschreibt und schreibt Florian Illies über die Musik- Kunst- und Literaturszene der schillernden 20iger und 30iger Jahre.

Gleich zu Beginn muss ich sagen dass ich mich auf dieses Buch unheimlich gefreut habe, der Klappentext klang vielversprechend. Und dann fiel mir der Einstieg unglaublich schwer. Lobenswert ist hier der manchmal bissige Humor der vom Autor eingeworfen wurde und gepasst hat. Viele ausdrucksstarke Sätze berühren und bleiben haften.

Es sind interessante Persönlichkeiten genannt. Viele kennt man, bei anderen lernt man sie hier kennen. Man könnte wohl eine ganze Woche alles nachschlagen und sich "weiterbilden".

Wie gesagt, es geht zum Beginn um die wilden und schillernden 20iger Jahre. Leider werden die Personen alle in mal mehr, mal längeren Abschnitten genannt und es herrschte irgendwann oft ein dezentes Durcheinander. Denn gefühlt hatte die Szene untereinander Ehen, Affären oder ähnliches. Dafür kann der Autor natürlich nichts, aber es fällt mir als Leserin schwer, den Überblick zu behalten oder mitzukommen.

Es geht um die Liebe in Zeiten des Hasses. Als der Nationalsozialismus an die Macht kam, wie ging es da Schauspieler*innen? Künstler*innen? Dichter*innen oder Komponisten? Haben viele mit den Nazis sympathisiert? Oder war es für sie unvorstellbar in Deutschland zu bleiben?

Leider beginnt diese dunkle Zeit zur Mitte des Buches. Aber da konnte mich das Buch, endlich, ordentlich packen. Denn dem Autor gelingt es diese dunkle Zeit einzufangen, die Figuren in dieser Zeit agieren zu lassen, zu überlegen, zu überleben oder fliehen.

Interessante Figuren werden hinzugefügt, haben mich neugierig gemacht und begeistert. Nicht nur die Kunstszene bekommt ihren Raum sondern auch Stalin, Stauffenberg und Sophie Scholl werden genannt und beleuchtet.

Aber wie gesagt - im Gesamtbild hat mir der Kern der Aussage, zu lange gedauert bis es dann genannt wurde. Und das Ende war fast zu abrupt und eher in der Luft hängen bleibend.