Rezension

Wenn die Spannung aufgrund der Handlung schmilzt

Schneefieber -

Schneefieber
von Giles Kristian

Bewertet mit 3 Sternen

Erik und seine Familie verschaffen sich in den norwegischen Bergen eine winterliche Verschnaufpause, um einen traumatischen Schicksalsschlag zu überwinden. Als Erik mit seiner Tochter Sofia auf eine mehrtägige Langlauftour geht, geraten sie ins Visier eines Verbrechens, das ihnen ihr eigenes Leben kosten kann.

„Schneefieber“ ist ein Thriller, der inmitten der eingeschneiten norwegischen Kälte und einer actionreichen Jagd im Eis angesiedelt ist.

Bei eisigen Thrillersettings schlage ich an, weil ich es liebe, wenn neben der Bedrohung aus der Handlung heraus, der kalte Rahmen für Spannung und Gänsehaut sorgt. Obwohl ich im Vorfeld Bedenken hatte, habe ich mich auf „Schneefieber“ eingelassen. Leider war es nicht komplett nach meinem Geschmack, weil es mir zu langweilig war.

Erik verbringt mit seiner Frau und Tochter Sofia ein paar Tage in den norwegischen Bergen. Sie möchten sich von einem Schicksalsschlag erholen, auf andere Gedanken kommen, und sie brauchen Familienzeit, um sich wieder zu finden. 

Töchterchen Sofia ist begeisterte Langläuferin und wollte schon immer auf eine größere Tour mit. Nun lässt sich Erik überreden, die Tochter, sozusagen als Geburtstagsgeschenk, mit ins Gebirge zu nehmen. Völlig ahnungslos geraten sie damit ins Blickfeld von durchsetzungsstarken Schwerverbrechern, die nicht aufgeben. Selbst dann nicht, wenn es um aller Leben geht.

Die Handlung ist einfach gehalten. Erik und Sofia preschen durch die winterliche Kälte auf ihren Langlaufski von ihren Verfolgern davon. Obwohl dies bei actionfreudigeren Leser:innen sicherlich für spannende Lesestunden sorgt, war mir das zu wenig und ich fand es meistens langweilig.

Sicherlich liegt es eher an meinen persönlichen Vorlieben als an der Umsetzung des Autors. Denn Giles Kristian hat sich wahrlich Mühe gegeben und insgesamt ein frostiges Setting erdacht.

Erik und Sofia sind mitten in Schnee und Eis. Sie laufen und laufen und laufen, die Kraft geht ihnen aus und dennoch überwinden sie sich ständig, um nur nicht aufzugeben. Denn hinter den beiden jagt der sichere Tod nach, was Erik keinesfalls akzeptiert. Er nimmt sich fest vor, seine kleine Tochter wohlbehalten nachhause zu bringen. Komme, was wolle, er wird kein weiteres Familienmitglied verlieren. 

Die Jagd ist actionreich mit überraschenden Wendungen. Man fühlt sich direkt der Kälte ausgesetzt und spürt, wie vor Anstrengung die Muskeln brennen, weil man Übermenschliches leistet. Das eisige Entsetzen ist von wärmenden Momenten gespickt, die sich zwischen Tochter und Vater ergeben und dazu dienen, nicht den Mut zu verlieren. 

Die Verfolger selbst empfand ich als ziemlich plump gezeichnet. Die Bösen erinnern an einen James-Bond-Film und sie hätten, meinem Geschmack nach, etwas mehr Finesse vertragen. Auch den Hintergründen, warum die Situation derart ausartet, hätten, meiner Meinung nach, mehr Tiefe verkraftet, obwohl es für den Handlungsablauf kaum eine Rolle spielt.

Lobend ist der Schreibstil des Autors zu erwähnen, weil er bildhaft schreibt, die Emotionen nahe an den:die Leser:in bringt und einem kalt wird, während man einen Ski nach dem anderen schwingt.

Mit „Schneefieber“ von Giles Kristian haben ich einen Actionthriller erwischt, der weniger meinem Geschmack entspricht. Trotzdem denke ich, dass es vielleicht für andere Leser und Leserinnen genau das richtige Buch ist.