Rezension

Wenn die Vergangenheit dich Jahrzehnte später noch einholt

Bonner Verrat - Alexa Thiesmeyer

Bonner Verrat
von Alexa Thiesmeyer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein spannender und bedrückender Krimi, bei dem das ungewöhnliche Ermittlergespann  unverhofft mit der düsteren  Spionagegeschichte des Kalten Krieges konfrontiert wird. Auch Jahrzehnte später macht es einen ganz schön nachdenklich.

Bärbel Thorgast ist enttäuscht, als sie nach 50 Jahren ein Klassentreffen in Bonn organisiert und ausgerechnet ihr bester Freund Uwe nicht auf ihre Einladung reagiert. Noch mysteriöser empfindet sie es, dass er ein seltsames Verhalten ihr gegenüber zeigt, sie verleugnet und vor ihr flüchtet. Sein Handeln macht sie misstrauisch und zusammen mit ihrem Neffen Malte geht sie auf Beobachtungstour. Sie erfahren, dass Uwe alte Familiengeheimnisse ausgräbt und schlafende Hunde dadurch weckt. Unversehens befinden sich Bärbel und Uwe in Gefahr und ihr Leichtsinn kostet sie fast das Leben.

Diesen spannenden Krimi zu lesen kam mir gefühlt so vor, als wenn ich einem Theaterstück auf der Bühne folge. Einige wenige Schauplätze, zwei sich abwechselnde Erzählstränge aus Sicht von Uwe und Bärbel  und kurze Sequenzen von Malte.  In ihrem leicht zu lesenden Schreibstil fügt Alexa Thiesmeyer kleine Puzzleteilchen ganz langsam zusammen und lässt ihre Geschichte mit einem dramatischen Showdown  enden. Der Start ins Buch beginnt mit der Ermordung und Entsorgung eines Mannes und man ist  gespannt darauf, welche Bedeutung diese Szene  noch haben wird. Das Hauptaugenmerk im Roman wird auf die Organisation des Klassentreffens  und der Aufdeckung von Uwes Familiengeheimnis gelegt. Hierbei hat mir Uwes Part durch seine Recherchearbeit und  seine Kontaktaufnahme mit Menschen, die eine bewegte und zweifelhafte Vergangenheit hinter sich haben, mehr  gefesselt. Bärbel war mir zwischendurch zu fokussiert auf das Ausrichten ihres Klassentreffens, das ihr wichtiger war, als die Einschaltung der Behörden, wenn sie auf schwerwiegende Informationen oder  sogar auf kriminelle Geschehnisse gestoßen ist. Ihre innerliche Einstellung konnte ich hier nicht ganz nachvollziehen.

Ganz warm geworden bin ich beim ersten Kennenlernen mit Bärbel noch nicht, da ihr Charakter mir noch zu blass war. Sie kommt als ehemalige Bibliothekarin energisch, willensstark und zielorientiert rüber. Da sie leicht gehandicapt ist, bittet sie ihren Neffen Malte um Gefälligkeiten, die er nicht ganz uneigennützig annimmt. Als Student  reizt ihn das schnelle Zubrot, dass er sich verdienen kann, wird aber im Laufe der Geschichte immer mehr von den Ermittlungen eingefangen und ist gefühlt emsiger als Bärbel selber. Uwe Ohlbruck war mir als pensionierter Lehrer sympathischer, da er für mich greifbarer und emotionaler rüber kam. Er entschlüsselt die tragische Vergangenheit seines Vaters und Bruders und kommt einem Mann auf die Schliche, der auf erschreckende Weise noch eine Gefolgschaft um sich herum hat, die die dreckige Arbeit für ihn erledigen. Sein Antrieb ist das Spiel mit der Macht und das Beseitigen von Menschen und Beweismittel.  

Richtig dramatisch und spannend empfand ich dann den Schluss der Geschichte. Mit ganz viel Glück ist  gerade noch einmal alles gut gegangen.

Mein Fazit:

Alexa Thiesmeyer hat mir spannende Lesestunden geschenkt und mich auf Bärbels und Maltes nächste Ermittlungen neugierig gemacht. Die Bonner Kulisse und die Einbindung der Machenschaften während des Kalten Krieges, bei dem einige Menschen immer noch der festen Überzeugung sind, damals das Richtige gemacht zu haben, fand ich sehr gelungen. Für diesen packenden Kriminalroman vergebe ich 3,5 Sterne.