Rezension

Wenn die Welt still steht

Wer sagt, dass die Welt sich weiterdreht - Sylvia Halcour

Wer sagt, dass die Welt sich weiterdreht
von Sylvia Halcour

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch was hochemotional ist, aber auch ein wichtiges Thema aufzeigt welches gerne noch immer verschwiegen wird. Danke an die Autorin.

"Und niemals würde ich es lächeln sehen, niemals könnte ich es vorsichtig stützen, wenn es seine ersten Schritte machte, niemals würde es seine Hand auf mein Gesicht legen, weil es mich so liebt.“(Seite 43)

Die Autorin Sylvia Halcour setzt sich mit einer Thematik auseinander die in der Gesellschaft noch immer gerne verschwiegen wird. Was passiert mit einem Menschen nachdem sie eine Fehlgeburt erlitten hat? Wie geht es dem Partner der damit ebenso konfrontiert wird, der Familie, dem Umfeld? Wie damit allgemein umgehen?

Die Autorin selbst hat einen gesunden Sohn auf die Welt gebracht und auch die Schwangerschaft verlief so ohne Probleme. Der Wunsch nach einem zweiten Kind ist da und so wird Sylvia erneut schwanger, die Freude könnte nicht größer sein, als die „heisse“ Phase rum ist gibt Sylvia die frohe Kunde in der Familie bekannt.

Und dann passiert es in der zwölften Woche, dass Sylvia, ohne Vorkenntnisse, ihr Kind verliert. Und ab hier bricht eine Welt für sie zusammen.

Was bedeutet es wenn man ein totes Kind im Leib trägt? Welche ärztlichen Maßnahmen werden danach ergriffen? Wie werden die Frauen gesundheitlich betreut, unterstützt, versorgt? Und welche Hilfe können sie nach diesem schrecklichen Einschnitt erfahren?

Die Autorin geht sehr intensiv, ungeschönt und emotional direkt mit diesem Thema um. Ich würde auch empfehlen sich sehr genau zu überlegen ob man dieses Buch lesen kann und möchte, gerade wenn man seine eigenen Erfahrungen damit machen musste. Und doch wird es für viele Frauen eine Hilfestellung sein, denn Sylvia Halcour hatte im Umfeld niemanden der sie verstanden hat, nicht mal ihr Mann konnte ihr helfen und zur Seite stehen.

Eine Welt fällt zusammen und Sylvia gerät seelisch und körperlich in eine extreme Situation aus der sie sich nicht befreien kann. Sie macht gute Miene zum schlechten Zustand, sie freut sich für Freundinne die gesunde Kinder auf die Welt bringen, zwingt sich ihre Arbeit ordentlich zu erledigen und doch fehlt ihr etwas, etwas was sie nicht fassen kann, wofür es keine Worte gibt.

Das Buch ist hochemotional, aber auch schonungslos ehrlich und es zeigt mit vielen, ehrlichen Facetten auf was eine Frau alles verliert wenn ihr Kind nicht mehr bei ihr ist. Das diese bedingungslose Liebe schon im Mutterleib beginnt und schwer zu erklären ist. Ebenso was es bedeutet wenn eine Frau diese bedingungslose Liebe plötzlich verliert und in ein schwarzes Loch fällt.

Hilfe gibt es und die sollten Frauen sich auch nehmen. Es ist okay dass man ewig weint, dass man sich nicht aufraffen kann und man sollte auf jeden Fall mehr Verständnis für diese Situation zeigen, als Mitmensch, aber gerade und vor allem als Gesellschaft.

Ich empfehle dieses Buch dringend und uneingeschränkt weiter.