Rezension

Wenn die Zeit mal knapp ist

Vampire im Zitronenhain - Karen Russell

Vampire im Zitronenhain
von Karen Russell

~~Nachdem die junge amerikanische Autorin Karen Russell durch „Swamplandia“, ihren Roman mit der chaotischen Familie Bigtree, nun auch im deutschsprachigen Raum einem breiteren Publikum bekannt sein dürfte, ist mit „Vampire im Zitronenhain“ nach „Schlafanstalt für Traumgestörte“ ihr zweiter Band mit Erzählungen im Kein & Aber Verlag erschienen.

 Karen Russell schreibt sehr ungewöhnlich, und ihre Hauptfiguren lassen sich in den seltensten Fällen mit normalen Maßstäben messen: da gibt es junge Frauen, die sich allmählich in Raupen verwandeln, Vampire, die sich anstelle von Blut mit Zitronensaft zufriedengeben, mysteriöse Vogelscheuchen und als Pferde wiedergeborene US-Präsidenten.

 Die Autorin verarbeitet höchst virtuos und fantasievoll Elemente der unterschiedlichsten Genres und fügt diese in ihren Geschichten zu kleinen Kunstwerken zusammen, die dann nicht selten mit einem Knalleffekt beendet werden. Science Fiction, Horror und Fantasy dominieren, wobei letzteres eindeutig die Oberhand behält. Den Erzählungen haftet etwas Unwirkliches, fast Magisches an, das sich zumeist einer rationalen Interpretation widersetzt. Fast könnte man glauben, man würde ein modernes Märchenbuch lesen, denn die übergeordneten Motive der Handlung sind hier wie dort Liebe, Trauer, Tod und Metamorphose.

 Obwohl Russells Personal überwiegend aus skurrilen Figuren besteht, ist ihr Stil sehr literarisch und kunstvoll. Dennoch bleibt sie während des Erzählens immer sehr nah an ihren Protagonisten, und diese Nähe sorgt dafür, dass der Leser nicht nur große Sympathie für diese empfindet, sondern auch an deren Schicksal und somit dem Fortgang der Handlung interessiert ist, was in diesem Fall auch durch das hohe Erzähltempo unterstützt wird.

 Die ideale Lektüre für Zeiten, in denen die Lesezeit knapp ist!